23.04.2015
Es sind Gedanken, die mich durch die letzten Wochen und Monate begleitet haben, die ich heute mit euch teilen möchte, Fragen zur „Nachhaltigkeit“ unserer Reisen. Diese interessieren mich nicht nur berufeshalber – ich absolviere momentan ein „CAS Nachhaltigkeit“ an der Uni Bern – , sondern vor allem auch ganz persönlich. Von Joséphine
Angesichts der aktuellen Weltlage, die Syrienkrise, die Flüchtlingskatastrophen im Mittelmeer, die mich berühren wie fast nichts je zuvor, stellte ich mir in der Vergangenheit manchmal die Frage, ob es moralisch vertretbar ist, so reisen zu gehen. Zuweilen kommt mir schon allein unser Leben in der Schweiz richtiggehend zynisch vor, diese kleine, vergleichsweise heile Käseglasglocke, in der manchmal kleinste Alltagsprobleme viel Raum einnehmen können und in keiner Relation zu den Gegebenheiten der Welt stehen. Und dann noch eine solche Reise planen, Geld in Langstreckenflüge und Verschiffungen stecken, unbesorgt fremde Länder besuchen…?
Und doch sind es ja vielleicht gerade diese Ausbrüche aus dem Alltag, die unser Denken dynamisch behalten, und die sicherstellen, dass wir uns auch mal aus den gewohnten Schemen herauswagen, unsere Scheuklappen ablegen. Platz schaffen für neue Gedanken, indem wir geografische Grenzen überwinden. Zeit haben, Grundsätzliches in Frage zu stellen, Zeit haben auch, ganz intensiv die Gegenwart anderer Menschen und der Natur zu geniessen und uns neu deren Wert bewusstzuwerden.
Ich bin überzeugt, dass uns dieses gemeinsame Abenteuer nicht nur noch enger zusammenbringen wird, sondern auch in unserer Zukunftsplanung noch weiter bringen wird. Der von uns gewählte Reisestil – diesmal mit weit mehr Zelten, weit mehr draussen in der Natur sein – ist für uns auch ein Experiment und ein Ausprobieren, wie vielleicht ein zukünftiges Leben in einem alternativen Wohnumfeld aussehen könnte. Man muss ja nicht immer in einem Haus leben… Die Einfachheit zelebrieren, mit der richtigen Ausrüstung zwar, aber ohne neue materielle Anschaffungen. Obwohl unsere Art der Mobilität – die Flüge, die Verschiffung wie auch das Unterwegssein mit dem Motorrad – unseren CO2 Ausstoss nicht gerade in rosigem, bzw. grünem Licht erstrahlen lässt, versuchen wir im kleinen, Aspekte der Nachhaltigkeit zu berücksichtigen. Unsere Kleidung ist Fairtrade oder Secondhand, wir benutzen ökologisch unbedenkliche Seife für Körper-, Haar-, Geschirr- und Kleiderwäsche, filtern unser Wasser, um unnötig viele PET Flaschen zu vermeiden, viele unserer Taschen und Verpackungen sind selbergemacht, vieles davon aus Recyclingmaterialien. Abfall wird unvermeidlich sein, wir versuchen diesen jedoch möglichst klein zu halten. Wir wohnen einen Grossteil der Zeit im Zelt, laden unsere wenigen elektronischen Geräte (Handy, GPS) mit Solarstrom und heizen nicht. Wir beschränken unsere materiellen Anschaffungen auf ein Minimum (auch gezwungenermassen, da wir schlicht nicht mehr mitnehmen können). Natürlich machen diese kleinen Sachen unseren ökologischen Fussabdruck nicht besser. Dies ist ein Übel, mit dem wir uns entschieden haben zu leben. Sicher wird es auch wieder Zeiten geben, in denen wir auf Flüge verzichten werden. Als kleiner Trost bleibt, dass wir den anfallenden CO2 Ausstoss des nächsten Jahres über myclimate kompensieren werden.
Klar aber ist, dass es ein grosses Privileg bedeutet, noch einmal die Möglichkeit eines solchen Abenteuers zu haben. Wir sind uns bewusst, dass dies den meisten Bewohnern dieser Erde nie vergönnt sein wird – ein Grund mehr, unsere Erlebnisse so intensiv wie möglich zu geniessen und möglichst viel unserer Dankbarkeit und Freude weiterzugeben. Und vielleicht sind das Nachdenken über Prozesse und Situationen der Welt und das Auseinandersetzen mit Geschichten ja auch eine Form von, oder wenigstens ein erster Schritt zur „Nachhaltigkeit“?
Ich bin über alle Masse gespannt darauf, mit welchen Erinnerungen wir in einem Jahr zurückblicken werden und was danach auf uns wartet. Schön, dass ihr uns lesend begleitet!
Here are some thoughts that have accompanied me through the last few weeks and months that I would like to share with you today, questions about the “sustainability” of our trips. I'm not only interested in these for my job - I'm currently completing a “CAS Sustainability” at the University of Bern - but above all I'm interested in them for me personally. By Joséphine
In view of the current world situation, the Syrian crisis, the refugee disasters in the Mediterranean, which moved me like almost nothing ever before, I sometimes asked myself in the past whether it is morally justifiable to travel like this. Sometimes even our life in Switzerland seems downright cynical to me, this small, comparatively intact universe, in which sometimes the smallest everyday problems can take up a lot of space without having any relation to the realities of the rest of the world. And then, we plan such a trip, invest money in long-haul flights and shipments, visit foreign countries without worries ...?
And yet it is perhaps precisely the temporary abandonment of everyday life that keeps our thinking dynamic and that ensures that we dare to step out of familiar patterns and see beyond. Making space for new thoughts by overcoming geographical boundaries. Having time to question the fundamentals, and also having time to intensely enjoy the presence of other people and nature and becoming aware of their value again.
I am convinced that this shared adventure will not only bring us closer together, it will also bring us further in the plannning of our future. The travel style we have chosen - this time with far more camping, far more being outside in nature - is for us also an experiment and a test of what a future life might look like in an alternative living environment. We might not always want to live in a house... Celebrating simplicity, with the right equipment, but without purchasing new material. Although our type of mobility - the flights, the shipping as well as being on the road with the motorcycle - is not exactly "ecofriendly", we try to take into account aspects of sustainability on a small scale. Our clothing is fairtrade or second-hand, we use ecologically harmless soap for washing our bodies, hair, dishes and clothes, we filter our water to avoid unnecessary plastic bottles, many of our bags and packaging are homemade, much of it from recycled materials. Waste will be inevitable, but we try to keep it as small as possible. Most of the time we live in our tent, charge our few electronic devices (cell phone, GPS) with solar power and do not heat. We limit our material purchases to a minimum (we cannot take endless stuff with us anyway). Of course, these little things don't make our ecological footprint any better. This is an evil that we have chosen to live with. There will certainly be times again when we will forego flights. As a small consolation, we will be able to compensate the resulting CO2 emissions over the next year through myclimate.
It is clear, however, that it is a great privilege to have the opportunity of such an adventure again. We are aware that most of the people on this planet will never be able to do this - one more reason to enjoy our experiences as intensely as possible and to pass on as much of our gratitude and joy as possible. And maybe thinking about processes and situations in the world and dealing with stories from people from all walks of life are also a form of, or at least a first step towards “sustainability”?
I am curious beyond measure about the memories that we will look back to in a year and what will be waiting for us afterwards. Thank you for joining us in reading this blog!