22.06.2013
In und um Nizwa herum erfahren wir mehr über Kultur und Geschichte vom Oman. Daneben sind wir immer wieder beeindruckt von den atemberaubenden Aussichten und lassen es uns nicht nehmen, die spektakulärsten Landschaften mit dem Motorrad zu erkunden.
Die Fahrt nach Nizwa ist heiss. Temperaturen um die 46° C bringen uns auf den wunderschönen Strassen zum Schwitzen und mehr als einmal bleibt unser Blick neidisch an den scheinbar unbeteiligten Kamelen hängen, die kauend am Strassenrand stehen. Wir fühlen uns, als wären wir in einem überdimensionierten Haarföhn gefangen, der uns gnadenlos heisse Luft ins Gesicht bläst – kühler Fahrtwind, das war einmal. Umso glücklicher sind wir, als wir unser nächstes Ziel erreichen, das kleine Städtchen Nizwa im Hinterland vom Oman. Hier erwartet uns eine junge Inderin, die seit einiger Zeit hier unterrichtet. Unsere Gastgeberin führt uns noch am gleichen Abend zum Fort von Bahla, welches zwar nur von aussen betrachtet werden kann, jedoch von traditionellen Häusern umgeben ist, deren Wände aus Stroh und Lehm hergestellt wurden. Ein ähnliches Dorf, welches jedoch auch heute noch bewohnt ist, besuchen wir gleich anschliessend. Die letzten Sonnenstrahlen des warmen Tages lassen die ockerfarbenen Häuser leuchten, die Palmen wogen in der leichten Brise und von überall ist Wasser zu hören. Es fliesst in den Falajs, den traditionellen Wasserkanälen. Mit ihnen wird Wasser in die Häuser sowie in die Plantagen geführt. Mit ausgeklügelten Mechanismen lässt sich steuern, wann wo wie viel Wasser hinsoll.
Donnerstags besuchen wir am Morgen den Souq von Nizwa, wo Männer, gekleidet in den hier üblichen Dishdashas (weisse lange Hemdkleider) und den traditionellen bestickten Käppchen, um frische Datteln, Fische und geflochtene Körbe feilschen. Mitten im Souq thront der Stolz Nizwas: das Fort. Es wurde im 17. Jahrhundert erbaut und besticht vor allem durch den mächtigen Turm in seiner Mitte, von dem Feinde nicht nur von weiter Ferne erkannt werden konnten, sondern auch mit effizienten und hinterlistigen Methoden vor dem Angreifen abgehalten werden konnten. So wurde durch eigens dazu erbaute Rohre kochender Dattelsirup – oder noch schlimmer Öl – über Eindringlinge gegossen. Zahlreiche Falltüren und verschachtelte Gänge lassen vermuten, dass es nicht einfach war, das Nizwa Fort zu erobern. Glücklicherweise ist dies heute anders und Fremde werden mit offenen Toren empfangen.
Am Nachmittag schauen wir uns mit unserer Gastgeberin dann auch noch das Jabrin-Schloss an. Auch hier erhält man Einblick in früheres Leben. Eine Küche mit grossen Kochtöpfen, ein Dattellager, Konferenzräume, Gefängnisnischen, ein Gerichtsraum. Und dann gibt es da noch den „Sonne-Mond-Raum“, dessen Fenster so gebaut sind, dass tagsüber die Sonne nicht zu stark hereinscheint, dafür aber das Mondlicht eingefangen wird.
Ein Höhepunkt unseres Oman-Aufenthaltes wird der Freitag. Morgens fahren wir über eine kurvige Strasse auf 2000 m.ü.M hinauf. Hier ist der Wind erfrischend kühl, einige omanische Familien haben ihr Picknick ausgepackt und geniessen die Weitsicht. Bis zuoberst ist die Strasse geteert. Die auf der anderen Seite wieder hinunterführende Strasse jedoch ist steinig. Doch genau diese Strecke haben wir uns für diesen Tag vorgenommen, denn die Landschaft ist schlicht spektakulär. Karge, kaum bewachsene Felshänge in verschiedensten Farbtönen bestimmen das Bild, doch dazwischen tauchen in den Tälern palmenbewachsene, blühende Wadis auf. Diese Kontraste und vor allem die Farbenvielfalt, die man hier kaum erwartet hätte, beeindrucken uns tief. Dennoch, die 40km sind anstrengend und wir freuen uns auch wieder über die auftauchende geteerte Strasse. Während wir weiterfahren, spüren wir auf einmal Regentropfen. Unsere Vermutung, dass die aufziehenden Wolken Regen ankündigen könnten, bewahrheitet sich. Wir halten kurz an und werden sogleich von drei Jungs in ihr Dorf eingeladen. Sie haben Erfahrung, was die kleinen Tropfen ankünden können… und tatsächlich schüttet es von einer Minute auf die andere wie aus Kübeln. Uns wird Tee serviert und wir plaudern mit den Dorfbewohnern. Nach etwa einer knappen Stunde ist das Spektakel vorbei und wir können weiterfahren. Dank dem Regen sind sogar die Temperaturen etwas zurückgegangen. Bald finden wir ein ideales Plätzchen, um wieder einmal unser Zelt aufzustellen. In den letzten noch hängengebliebenen Wolken fangen sich die späten Sonnenstrahlen und verfärben den Himmel lieblich rosarot. Bald verblassen die Farben und die Bühne wird frei für eine helle, klare Mondnacht – unsere letzte im Oman.
Mittlerweile befinden wir uns wieder in Dubai, wo wir die letzten Vorbereitungen treffen, um am Dienstag ein zweites Mal in den Iran aufzubrechen. Die Wahlen sind vorbei und es gibt viele Anzeichen, dass es diesmal klappen könnte.
In and around Nizwa we learn more about the culture and history of Oman. In addition, we are always impressed by the breathtaking views and take the opportunity to explore the most spectacular landscapes by motorcycle.
The drive to Nizwa is hot. Temperatures around 46 ° C make us sweat on the beautiful streets and more than once our eyes are envious of the apparently uninvolved camels standing chewing on the roadside. We feel as if we were trapped in an oversized hair dryer that mercilessly blows hot air into our faces - cool airflow when driving, that was once upon a time. We are all the happier when we reach our next destination, the small town of Nizwa in the hinterland of Oman. A young Indian woman who has been teaching here for some time is waiting for us here. On the same evening our hostess leads us to the Fort of Bahla, which can only be viewed from the outside, but is surrounded by traditional houses, the walls of which are made of straw and clay. Immediately afterwards we visit a similar village, which is still inhabited today. The last rays of sunshine of the warm day let the ocher-colored houses glow, the palm trees swaying in the light breeze and water rippling everywhere. The water flows in the Falajs, the traditional water channels. They were used to feed water into the houses and plantations. Sophisticated mechanisms can be used to control when and where how much water should go.
On Thursday mornings we visit the Souq of Nizwa, where men, dressed in the traditional Dishdashas (long white shirt dresses) and the traditional embroidered hats, haggle for fresh dates, fish and woven baskets. Nizwa's pride is enthroned in the middle of the souq: the fort. It was built in the 17th century and impresses above all with the mighty tower in its center, from which enemies could not only be recognized from afar, but also with efficient and insidious methods that could prevent invadors from attacking. For example, boiling date syrup - or worse, oil - was poured over intruders through specially built pipes. Numerous trap doors and nested passages suggest that it was not easy to conquer the Nizwa Fort. Fortunately this is different today and strangers are welcomed with open gates.
In the afternoon we take a look at the Jabrin Castle with our hostess. Here, too, you get an insight into life of the past. A kitchen with large saucepans, a date storage room, conference rooms, prison niches, a court room. And then there is the "sun-moon room", the windows of which are built in such a way that the sun does not shine too strongly during the day, but the moonlight is captured.
Friday marks a highlight of our stay in Oman. In the morning we drive up a winding road to 2000 meters above sea level. Here, the wind is refreshingly cool, some Omani families have unpacked their picnic and enjoy the view. The road is tarred up to the top. The road going down on the other side, however, is rocky. But this is exactly the route we have planned for this day, because the landscape is simply spectacular. Barren, barely overgrown rocky slopes in various colors determine the picture, but in between, palm-covered, blooming wadis appear in the valleys. These contrasts and above all the variety of colors, which one would hardly have expected here, impress us deeply. Nevertheless, the 40km are exhausting and we are happy about the paved road reappearing. As we drive on, we suddenly feel raindrops. Our assumption that the gathering clouds could herald rain is true. We stop briefly and are immediately invited to their village by three passing boys. They seem to have experience of what the small drops can predict... and indeed: from one minute to the next it pours. Tea is served and we chat with the villagers. After about an hour the spectacle is over and we can continue. Thanks to the rain, the temperatures have even dropped a bit. We soon find an ideal spot to pitch our tent again. The late rays of the sun are caught in the last remaining clouds and turn the sky a lovely pinkish red. Soon the colors fade and a bright, clear moonlit night falls - our last in Oman.
We are now back in Dubai, where we are making the final preparations to leave for Iran for a second time on Tuesday. The elections are over and there are many signs that this time we’ll be allowed to enter the country.