07.08.2015
Langsam aber sicher umgibt uns die Wüste. Wo vorher noch Nadelwald und saftig grüne Bäume die Strassen säumten, folgen jetzt Eukalyptuswälder, erste Kakteen und andere der Trockenheit angepasste Vegetation. Auf unserer Weiterreise nach San Diego erleben wir die schönsten Seiten der USA ebenso wie die für uns unverständlichsten.
Wir fahren ein letztes mal über die Golden Gate Bridge in Richtung Süden. Zügig lassen wir San Francisco hinter uns. Treu unserem Prinzip folgen wir der Strasse, welche uns am nächsten an der Küste in Richtung Süden bringt. Generell kann man die Atmosphäre als relaxed beschreiben. An den Stränden dominieren die Surfer mit ihrer Posthippiekultur. Verschlafene Fischerdörfer wechseln sich mit den von Zeit zu Zeit auftauchenden leicht touristischeren Dörfer ab. Irgendwie kommen wir am ersten Tag nicht weit voran. Kein Problem, wir stellen unser Zelt auf dem erstbesten ebenfalls verschlafenen Campingplatz auf.
Die Küstenstrasse ist spektakulär. Eng und kurvig folgt eine schöne Bucht nach der anderen. Dies scheint jedoch weit herum bekannt zu sein, so sind wir nicht die einzigen. Faul sind auch die Seeelefanten. Auf den ersten Blick erscheinen sie leblos, bei etwas längeren Hinschauen erkennt man sie aber schlicht als Geniesser des Lebens.
Die Zeichen der aktuell herrschenden Dürre sind allgegenwärtig. Ohne Bewässerung gibt es kein grünes Gras, nur noch die wirklich grösseren Flüsse führen Wasser, die anderen Bäche sind ausgetrocknet. Dies ist alles eigentlich für einen normalen Sommer nicht aussergewöhnlich. Nur ist es das fünfte Jahr ohne nennenswerten Niederschlag im Winter. Bald werden wir erfahren, dass es die verheerendste Dürre seit 500 Jahren ist, wohl soweit man dies rekonstruieren kann. Dies erfahren wir in einer Begegnung, wie es nur das Reisen kreieren kann:
Wir sind auf der Suche nach einem Picknick-Platz um unsere Pestospagetti zu machen und anschliessend bei Sonnenuntergang in ein Feld zu schleichen. Oberhalb von einem Stausee halten wir an und kommen umgehend mit drei jungen Leuten ins Gespräch. Audrey, eine Doktorandin der lokalen Uni dreht einen Dokumentarfilm über die herrschende Dürre mit Hilfe von zwei Freunden. Der See im Hintergrund eignet sich auch exzellent als Motiv: Eindeutig erkennt man, dass etwa vier oder fünf Meter fehlen im Vergleich zum üblichen Wasserstand. Eine lange Geschichte auf den Punkt gebracht, werden wir kurzerhand eingeladen und dürfen in ihrer WG übernachten. Spannend sind die Gespräche auf der grossen Veranda beim abendlichen Bier. Wir sprechen bis kurz vor Mitternacht über soziales, politisches, umweltliches, historisches, die ganze Bandbreite. Am nächsten Tag sehen wir uns das Städtchen an, wo wir so unverhofft gelandet sind: Santa Barbara ist eine kleine Küstenstadt. Auf den ersten Blick fällt die nicht so kleine Minderheit von spanisch sprechenden Einwohner auf. Wohl auch wegen einem über mehrere Tage andauernden mexikanischen Festivals. Auch die Architektur erinnert an Spanien und der Wein ist exzellent.
Schlussendlich dürfen wir für zwei Nächte erneut das unbezahlbare Geschenk der Gastfreundschaft annehmen.
Für den darauf folgenden Tag haben wir uns viel vorgenommen: Wir wollen durch den Betondschungel Los Angeles durch bis nach San Diego, an die Grenze zu Mexiko kommen. Als wir vor der Abfahrt noch kurz fragen, welche Route wir am besten nehmen sollten um am glimpflichsten durch die Riesenstadt zu kommen, bekommen wir nur die Antwort mit einem vielsagenden Lächeln, dass Los Angeles ohne Stau keine authentische Erfahrung sei. Wir stellen uns aufs Schlimmste ein.
Wir sind uns bereits seit Beginn unserer Reise einig, dass wir von Los Angeles eigentlich nichts sehen wollen. Die Stadt zu umfahren aber würde mehrere Tage in Anspruch nehmen. So fahren wir doch durch das Gewimmel. Zuerst kommt Malibu. Die dekadente Zurschaustellung von Luxus, welcher nur mit billiger Arbeitskraft von hart arbeitenden mexikanischer Unterschicht möglich ist, erinnert uns an Dubai. Die grünen Rasen unterstreichen die Abkoppelung der Elite von der Realität der breiten Bevölkerung. Als wir an einem Stoppzeichen anhalten, folgt sofort ein nervöses Hupen vom Auto hinter uns. Die übergrossen Fahrzeuge machen in der Stadt noch weniger Sinn als sonst. Es ist so selbstverständlich, dass nur eine Person in einem Fahrzeug Platz hat, dass es eine Carpool Lane gibt, wo nur Fahrzeuge mit zwei oder mehr Personen erlaubt sind. Daraus erfolgt die Notwendigkeit von sechs oder noch mehr Spuren breiten Autobahnen mitten durch die Stadt. Aber selbst auf diesen Schneisen durch den Dschungel gibt es regelmässig Stau. Das Schlimmste tritt aber bei uns nicht ein: Der späte Morgen scheint ein guter Zeitpunkt zu sein, um die 120km breite Stadt zu durchqueren.
Ausserhalb von San Diego haben wir uns zur Ausnahme einen gemütlichen Campingplatz reserviert. Wir bleiben drei Nächte. Überraschend treffen wir hier noch einen Familienfreund, der momentan in San Diego einen Sprachaufenthalt macht. Wir nutzen den letzten Tag in den USA für Vorbereitungen für das nächste Land unserer Reise: Mexiko. Kulturgrenze, Sprachgrenze, Klimagrenze, wir freuen uns.
Slowly but surely we get closer to the desert. Where previously coniferous forest and lush green trees lined the streets, now eucalyptus forests, the first cacti and other vegetation adapted to the drought follow. On our onward journey to San Diego, we experience the most beautiful sides of the USA as well as the most incomprehensible to us.
We drive south over the Golden Gate Bridge one last time. We quickly leave San Francisco behind. True to our principle, we follow the road that takes us closest to the coast to the south. Generally one can describe the atmosphere as relaxed. On the beaches, surfers dominate with their post-hippie culture. Sleepy fishing villages alternate with the slightly more touristy villages that appear from time to time. Somehow we don't get very far on the first day. No problem, we pitch our tent on the first, also sleepy, campsite.
The coastal road is spectacular. Between the narrow and winding roads, one beautiful bay after the other lines up. However, this area seems to be widely known, so we are not the only ones. The elephant seals are lazy too. At first glance they appear lifeless, but if you look a little longer you can simply recognize them as connoisseurs of life.
The signs of the current drought are omnipresent. Without irrigation there is no green grass, only the really bigger rivers carry water, the other streams have dried up. Actually, none of this is unusual for a normal summer. Only it is the fifth year without significant rainfall in winter. Soon we will learn that it is the most devastating drought in 500 years, as far as can be reconstructed. We experience this in an encounter that only travel can create:
We are looking for a picnic place to make our pesto spaghetti and then sneak into a field at sunset to pitch our tent. We stop above a reservoir and immediately get involved in a conversation with three young people. Audrey, a doctoral student at the local university, is making a documentary about the prevailing drought with the help of two friends. The lake in the background is truly an excellent symbol: You can clearly see that about four or five meters are missing compared to the usual water level. A long story short, we are invited without further ado and are allowed to spend the night in their shared apartment. The conversations on the large veranda over an evening beer are very interesting. We talk about social, political, environmental, historical topics, the whole range until just before midnight. The next day we take a look at the town where we landed so unexpectedly: Santa Barbara is a small coastal town. At first glance, the not so small minority of Spanish-speaking residents is noticeable. Probably also because of a Mexican festival that is taking place over several days. The architecture is also reminiscent of Spain and the wine is excellent. In the end, we can enjoy the priceless gift of hospitality for two more nights in Santa Barbara.
We have big plans for the following day: We want to make our way through the concrete jungle of Los Angeles to San Diego, to the border of Mexico. When we briefly ask before departure which route we should take to get easily through the huge city, we only get the answer with a meaningful smile that Los Angeles is not an authentic experience without traffic jams. Therefore, we are preparing for the worst.
We've agreed since the beginning of our trip that we don't really want to see Los Angeles. It would take several days to drive around the city though. So we decide to drive through it. First comes Malibu. The decadent display of luxury, which is only possible with cheap labor from a hard-working Mexican lower class, reminds us of Dubai. The green lawns underline the disconnection of the elite from the reality of the general population. When we stop at a stop sign, the car behind us immediately honks nervously. The oversized vehicles make even less sense in the city than usual. It seems to be so common that only once person sits in a car, that there is a specific car pool lane where only vehicles with two or more people are allowed to drive on. This results in the need for six or more lane wide highways right through the city. But even on these aisles through the concrete jungle there are regular traffic jams. But the worst does not happen to us: The late morning seems to be a good time to cross the 120km wide city.
Outside of San Diego we have made a reservation for a camping site for a change. We stay three nights. To our surprise, we meet an old family friend who is doing a language stay in San Diego. We use the last day in the USA to prepare for the next country on our trip: Mexico. Cultural border, language border, climate border, we are excited to travel on to this new country.