16.09.2015
Die Zeit vergeht und mit ihr auch immer neue Reiseabschnitte, einer davon unser Aufenthalt in Honduras - ein Land, das in den Schlagzeilen meist nur wegen seiner horrenden Kriminalitätsraten auftaucht. Dass es auch anderes zu bieten hat, merken wir schnell.
Unsere erste Station in Honduras ist das Dörfchen Copán Ruinas, das nach den unweit davon entfernten Maya Ruinen benannt ist. Das verschlafene Örtchen mit gepflasterten Gassen und blumenumrankten Fenstern entspricht so gar nicht dem Bild, das wohl die meisten von Honduras haben. Die friedliche, entspannte Stimmung gefällt uns und dank guten Reisebekanntschaften ist auch für Unterhaltung gesorgt.
Hier besuchen wir die berühmten Copán Ruinas, die bereits im 16 Jahrhundert entdeckt, aber erst im 19. Jahrhundert bekannt wurden. Einst lebte hier eine der wichtigsten Maya Zivilisationen. Noch immer ist ihre Erforschung nicht abgeschlossen. Man nimmt an, dass die Stadt hier in 5 Phasen gebaut wurde; so fand man unter den heutigen Strukturen auch Überreste von früheren Bauten, die man heute in Tunneln betrachten kann. Die gesamte Anlage ist eindrücklich und gut restauriert - für unseren Geschmack jedoch fast zu stark; bekanntlicherweise gefallen uns Ruinen am besten, bei denen man auch die Spuren der Zeit noch beobachten kann. Wir staunen vor allem über die detailgetreuen Skulpturen und Inschriften, in denen häufig die Makaw Papageien auftauchen, die für die Maya besonders heilig waren. Auch der Gründer der Herrscherdynastie war nach ihnen benannt (Yak K‘uk Mo‘ - First Quetzal Macaw).
Von Copán geht es gemütlich durchs Hinterland weiter. Gemütlich im wahrsten Sinne vom Worte, denn wir werden immer wieder zum Anhalten gezwungen: In dieser Woche feiert Honduras seinen Unabhängigkeitstag und täglich findet in den Dörfern eine Art Prozession statt, die vor allem von den Schulkindern bestritten wird. Musizierend und militärisch paradierend zieht der Zug meist auf der Hauptstrasse dahin und blockiert alles. Etwas befremdend sind diese Prozessionen vor allem durch ihren militärischen Stil (die Jungs tragen dann auch alle Plastikgewehre in der Hand, es sei denn sie spielen ein Instrument) und überstilisierten Geschlechterrollen (die Mädchen sitzen in Prinzessinnenkleidchen winkend auf Wägen oder tanzen in übertriebenen kurzen Röcken im militärisch strammen Takt). Letztlich ist diese Prozession aber nur ein Abbild dessen, was wir auch sonst in Honduras (wenn auch vielleicht etwas weniger theatralisch) zu sehen bekommen: Polizei und Militär sind überall präsent, noch viel stärker als in den bisherigen Ländern. Vor jedem noch so kleinen Geschäft steht ein bewaffneter Mann, auch Plätze und öffentliche Gebäude sind streng bewacht. Wir hören, dass die Aktivitäten von Gangs mehr oder weniger das ganze Land in Schach halten: Täglich werden die Menschen hier damit konfrontiert, müssen Schutzzölle bezahlen oder Gewalt fürchten. Fast in jeder Familie gibt es heute jemanden, der diesem Alltag entflohen ist und nun im Norden (Mexiko oder USA) arbeitet - oft illegal. Die Hondurianer haben ihren eigenen Weg gefunden, mit einem so unsicheren Alltag umzugehen. Wir erleben sie als gutgelaunt, gemächlich und praktisch nie im Stress.
Nach einem kurzen, verregneten (ja, es regnet zuverlässig fast jeden Tag einmal - Regenzeit) Aufenthalt im kleinen Städtchen Gracias fahren wir an den Yojoa-See, der vor allem für seine immense Vogelvielfalt bekannt ist. 485 Arten sollen hier im umliegenden, dichten Dschungel leben. Bei unserer Wanderung durch den Parque Nacional Cerro Azul Meambar bekommen wir davon zwar nur wenige zu Gesicht, dennoch ist es eindrücklich, durch den Wald zu gehen, die Geräusche und Gerüche aufzunehmen und die Pflanzen zu bestaunen. Am Schluss bringt dann noch der Wasserfall nach dem schweisstreibenden Auf- und Abstieg eine schöne Abkühlung.
Die Weiterreise geht Schlag auf Schlag, was aber bei den kleinen Ländern und demzufolge kurzen Distanzen immer noch mit genügend Musse und Erholung zu machen ist. Bald werden wir schon in Nicaragua sein und dort ein paar Tage am Meer verbringen.
Time goes by and with it always new sections of the journey. One of them is our stay in Honduras - a country that usually only appears in the headlines because of its horrific crime rates. We quickly notice that it also has plenty of other things to offer too.
Our first stop in Honduras is the village of Copán Ruinas, which is named after the Mayan ruins not far from it. The sleepy village with cobbled streets and flower-fringed windows does not correspond at all to the image that most people usually have of Honduras. We like the peaceful, relaxed atmosphere and thanks to good travel acquaintances there is also entertainment.
Here we visit the famous Copán Ruinas, which were discovered as early as the 16th century but only became known in the 19th century. One of the most important Mayan civilizations once lived here. Their exploration is still ongoing. It is believed that the city was built here in 5 phases; remains of earlier buildings were found under the present-day structures and can now be viewed in tunnels. The entire complex is impressive and well restored - but almost too well for our taste; As is well known, we like ruins best, where you can still observe the traces of time. We are amazed above all at the detailed sculptures and inscriptions in which the Makaw parrots often appear, which were particularly sacred to the Maya. The founder of the ruling dynasty was also named after them (Yak K‘uk Mo ‘- First Quetzal Macaw).
From Copán it goes on leisurely through the hinterland. Leisurely in the truest sense of the word, because we are repeatedly forced to stop: This week, Honduras celebrates its Independence Day and every day a kind of procession takes place in the villages, which is mainly performed by the school children. Making music and parading militarily, the train usually pulls along the main road and blocks everything. These processions are a bit strange, especially because of their military style (the boys all carry plastic rifles in their hands, unless they play an instrument) and over-stylized gender roles (the girls sit in princess dresses waving on wagons or dance in exaggerated short skirts in the wagons to the military music). Ultimately, however, this procession is only a reflection of what we get to see elsewhere in Honduras (albeit perhaps a little less theatrical): Police and military are present everywhere, even more obviously than in previous countries. There is an armed man in front of every shop, no matter how small, and squares and public buildings are strictly guarded. We hear that the activities of gangs are more or less keeping the whole country in check: the people here are confronted with them every day, have to pay protective tariffs or fear violence. Almost every family today has someone who has escaped this everyday life and is now working in the north (Mexico or the USA) - often illegally. The Hondurians have found their own way of dealing with such an insecure everyday life. We experience them as good-humored, leisurely and practically never stressed.
After a short, rainy (yes, it rains almost every day due to the rainy season) stay in the small town of Gracias, we drive to Lake Yojoa, which is mainly known for its immense variety of birds. 485 species are said to live here in the surrounding, dense jungle. On our hike through the Parque Nacional Cerro Azul Meambar, we only see a few of them, but it is impressive to walk through the forest, absorb the noises and smells and marvel at the plants. At the end, the waterfall brings a nice refreshment after the strenuous ascent and descent.
We cover a lot of places these days, but in the small countries and the resulting short distances, this can still be done with enough leisure and relaxation. Soon we will be in Nicaragua and spend a few days by the sea.