29.09.2015
Die „Schweiz Zentralamerikas“ wartet mit seiner herrlichen Natur auf uns. Doch zuerst müssen wir uns die Einreise verdienen - wie so oft an den Grenzübergängen.
Eigentlich wäre es ganz einfach, könnte man meinen. Immigration und temporärer Import eines Fahrzeuges verlangen theoretisch in jedem Land sehr ähnliche Prozesse. Mittlerweile tragen wir auch immer von allen wichtigen Dokumenten mindestens 10 Kopien mit uns. Und doch nimmt der Grenzübergang jeweils mehr Zeit in Anspruch, als unserer Meinung nach angemessen wäre. Es fängt schon an, wenn man ins Grenzdorf einfährt. Sofort wird gewedelt, gepfiffen, gerufen. Wer ist hier denn nun ein Offizieller, wer nicht? Dies lässt sich leider nicht immer an der Kleidung ablesen und so haben wir des öfteren auch schon einen offiziellen Grenzangestellten „übersehen“, weil wir grundsätzlich nicht auf Pfeifen reagieren (wir sind ja auch keine Hunde). Fragt man einen Polizisten, der immerhin an der Kleidung erkennbar ist, nach dem Weg zum richtigen Gebäude, erhält man meist eine nur vage Antwort „da vorne“, „beim Haus“ - für ihn ist es klar, er kennt sich ja auch aus. Um es kurz zu machen: Auch diesmal sind es über 2 Stunden, die wir abwechslungsweise däumchendrehend am Schalter, verwirrt hin- und herirrend (mit dabei immer Helme und Jacken und der Tankrucksack, die wir nicht auf dem Motorrad lassen wollen) oder in der Schlange vor dem Kopierhäuschen verbringen (während der Grenzbeamte einen nagelneuen Kopierer neben sich stehen hätte... aber das wäre ja auch zu einfach). Zum wiederholten Male wundern wir uns: Was geschieht eigentlich mit all den sorgsam abgehefteten Kopien, Bestätigungen, Formularen...? Wir haben den leisen Verdacht, dass sie jeden Abend geschreddert werden, was den bürokratischen Wahnsinn vervollständigen würde :-)
Und dann dürfen wir doch noch losfahren, hier in Costa Rica sogar doppelt versichert (unsere Schweizer Versicherung wurde nicht akzeptiert). Auf den ersten Blick unterscheidet sich nicht viel von Nicaragua. Die Landschaft ist nach wie vor grün, Vulkane sind am Horizont sichtbar und die Luftfeuchtigkeit ist hoch. Und doch fällt der deutlich höhere Lebensstandard auf, auch wenn dieser nicht allen vergönnt scheint. Neben Supermärkten im amerikanischen Stil sehen wir immer noch die ärmlich wirkenden, einfachen Häuschen. Obwohl Costa Rica das reichste Land Zentralamerikas ist, kommt dieser Reichtum längst nicht bis zu allen. Ein weiterer Unterschied zu den anderen bisher besuchten zentralamerikanischen Ländern ist die Sauberkeit, eine sehr angenehme Abwechslung! Zwar finden wir auch hier Müll am Strassenrand, aber weitaus weniger als andernorts. Richtige Müllentsorgung und Naturschutz zahlt sich beispielsweise dadurch aus, dass an unserem ersten Ort aus dem Wasserhahn wieder Trinkwasser sprudelt.
Über eine abenteuerlich steile, ungeteerte Strasse fahren wir bei Regen ins Hochland, nach Monteverde. Der Ort selber ist sehr touristisch, eigentlich nicht das, was wir normalerweise suchen. Doch der Nationalpark in der Nähe soll sehr eindrücklich sein. Die nächsten zwei Tage setzen wir voll auf unsere Muskelkraft. Der Cerro de los tres Amigos beschert uns herrliche Ausblicke über das Land, die uns für den steilen und matschigen Aufstieg entschädigen. Riesige Schmetterlinge in allen Farben flattern, gleiten und schweben neben und über uns. Sie scheinen nie zu landen und sind entsprechend schwierig mit der Kamera einzufangen. Auf halber Höhe hören wir auf einmal merkwürdige Geräusche. Eine Säge? Ein Wildschwein? Oder doch ein Affe? Simon will es wissen und steuert als erstes in den Dschungel. Tatsächlich, es ist ein Affe, der sich in etwa 10m Höhe die Seele aus dem Leib brüllt. Natürlich, er ist ja auch ein Brüllaffe! Als es dann direkt neben uns im Wald raschelt (Wildschweine) und selbst der Affe verstummt, schleichen auch wir uns schleunigst zurück auf den Weg.
Anderntags machen wir uns auf in die „Reserva Santa Elena“. Der Nebelwald in diesem Nationalpark ist schlicht atemberaubend! Wir wandern Pfad um Pfad ab, halten immer wieder staunend inne und verfallen automatisch in Flüsterton. Die Vielfalt an Pflanzen und Tieren ist einzigartig. Auch hier treffen wir wieder auf Affen, nun sogar eine ganze Familie (Weisskopf-Kapuzineraffen). Besonders faszinierend auch die unterschiedlichen Vogelgesänge: mal krächzend und laut, mal melodisch und harmonisch. Den verblüffendsten Gesang hört ihr auch im Film unten: ein Vogel, der klingt wie eine quietschende Schaukel, die vom Wind hin- und hergeschaukelt wird.
Die Zeit in Costa Rica ist kurz - aus Zeit- wie auch aus Budgetgründen - und doch haben wir einen Einblick in diese „Schweiz von Zentralamerika“ erhalten. Nach vielen, im Endeffekt doch recht ähnlichen Kleinstädten in Zentralamerika haben wir in Costa Rica keine Stadt besucht, sondern uns auf die Natur konzentriert und das hat sich ausbezahlt. Mit den schönen Erinnerungen machen wir uns nun bereit für unser letztes Land vor Südamerika: Panama.
The "Switzerland of Central America" is waiting for us with its wonderful nature. But first we have to earn our entry - as is so often the case at border crossings.
It would actually be very easy, one might think. Immigration and the temporary import of a vehicle theoretically require very similar processes in every country. We now always carry at least 10 copies of all important documents with us. And yet each border crossing takes more time than we think would be appropriate. It already begins when you drive into the border village. Immediately there is wagging, whistling, calling. So who is an official here and who is not? Unfortunately, this cannot always be read from the clothing and so we have often "overlooked" an official border employee because we generally do not react to whistles (we are not dogs). If you ask a policeman, who is at least recognizable by his clothing, for the way to the right building, you usually get a vague answer “over there”, “by the house” - it is clear to him, he knows his way around. To cut a long story short: This time, too, it takes over 2 hours of twiddling our thumbs at the counter, wandering back and forth in confusion (always with helmets and jackets and the tank bag that we don't want to leave on the motorcycle) or waiting in line in front of the copy house (while the border guard has a brand new copy machine standing right next to him ... but that would be too easy). Once again we are asking ourselves: What actually happens to all the carefully filed copies, confirmations, forms ...? We have the slightest suspicion that they are shredded every evening, which would complete the bureaucratic madness :-)
And then we're finally allowed in, here in Costa Rica with double insurance (our Swiss insurance was not accepted). At first glance, it doesn't look much different from Nicaragua. The landscape is still green, volcanoes are visible on the horizon and the humidity is high. And yet the significantly higher standard of living is striking, even if this does not seem to be granted to everyone. In addition to American-style supermarkets, we can still see the poor-looking, simple houses. Although Costa Rica is the richest country in Central America, this wealth does not reach everyone. Another difference to the other Central American countries visited so far is the cleanliness, a very pleasant change! Even here we find garbage on the roadside, but far less than elsewhere. Proper waste disposal and nature conservation pay off, for example, drinking water gushes out of the tap at our first place to our surprise.
Through the rain, we drive over an adventurously steep, unpaved road into the highlands, to Monteverde. The place itself is very touristy, actually not what we normally look for. But the national park nearby is said to be very impressive. For the next two days we fully rely on our muscle strength. The Cerro de los tres Amigos gives us wonderful views over the country, which compensate us for the steep and muddy ascent. Huge butterflies in all colors flutter, glide and float next to and above us. They never seem to land and are therefore difficult to capture with the camera. Halfway up we suddenly hear strange noises. A saw? A wild boar? Or is it a monkey? Simon wants to know and steers into the jungle first. In fact, it is a monkey that howls loudly at a height of about 10 meters. Of course, it's a howler monkey! When it rustles right next to us in the forest (wild boars) and even the monkey falls silent, we sneak back on the path as quickly as possible.
The next day we head to the “Reserva Santa Elena”. The cloud forest in this national park is simply breathtaking! We wander path after path, pause again and again in amazement and automatically start whispering. The variety of plants and animals is unique. Here, too, we meet monkeys again, now even a whole family (white-headed capuchin monkeys). The different bird songs are particularly fascinating: sometimes croaking and loud, sometimes melodic and harmonious. You can also hear the most amazing singing in the film below: a bird that sounds like a squeaking swing that is gently rocked back and forth by the wind.
The time in Costa Rica is short - for time and budget reasons - and yet we got an insight into this "Switzerland of Central America". After many, in the end quite similar, small towns in Central America, we didn't visit a city in Costa Rica, but concentrated on nature and that paid off. With these wonderful memories we are now preparing for our last country before South America: Panama.