header_25

07.10.2015

Panama: Die letzte Station in Zentralamerika

Die letzte Grenze in Zentralamerika ist überquert, das letzte Land erreicht, bevor es in den Süden geht: Panama. Ein Land, so vielseitig und fragmentiert, dass es schwierig ist, sich ein Bild davon zu machen.

Wir steuern von der Grenze her auf direktem Weg auf Panama-Stadt zu. Dies sind zwei Tage Fahren, gut machbar denken wir. Dabei rechnen wir jedoch nicht mit dem starken Regen und sagenhaften 120 Km Baustelle, die die Fahrt dann doch ziemlich mühsam werden lassen. Der Highway ist wegen den Baustellen grösstenteils nur 1-spurig zu befahren und teilweise nicht geteert. Dass auch der ganze Schwerverkehr auf dieser Strecke fährt, verlangsamt unser Vorwärtskommen noch zusätzlich. Zum Glück können wir uns mit dem Motorrad immer mal wieder vorbeischlängeln und so die meist mehrere hundert Meter langen Kolonnen zunehmend hinter uns lassen. Doch als dann der Regen anfängt und immer stärker wird, müssen auch wir verlangsamen. Der Regen will und will nicht aufhören, der Himmel wird dunkler und dunkler. Endlich erreichen wir die Region, wo wir uns vorgenommen haben, die Nacht zu verbringen. Ein anonymes Kleinstädtchen, grau und ausgestorben, erwartet uns. Völlig durchnässt fackeln wir nicht lange und quartieren uns im erstbesten, überraschenderweise chinesisch geführten Hotel ein. Die unmotivierte Receptionistin, die sich nur unwillig vom chinesischen Fernsehen den beiden nassen Geschöpfen in der Lobby zuwendet, spricht zwar offensichtlich spanische Wörter, doch mit chinesischer Aussprache. Wir fühlen uns zurückversetzt nach China und brauchen Hände und Füsse, um den überrissenen Preis wenigstens ein wenig herunterzuhandeln. Während wir unser Gepäck den nicht enden wollenden Gang hinuntertragen und dabei eine Tropfspur hinterlassen, müssen wir schon fast selber über unsere missliche Lage lachen. Das Hotelzimmer fällt in die Kategorie „Loch“ und wir brauchen all unsere innere Überzeugungskraft und Ausreden, die eine solche Situation verlangt:. „Das sind sicher nur die Haare der Putzfrau“, „Vielleicht hatte sie ihre Brille verloren, als sie das Bad putzte....“, „Der Dreck ist aber auch wirklich schwer von der Wand abzubekommen...“, etc. Passend dazu hängen wir unsere nassen und langsam etwas streng riechenden Kleider an alle verfügbaren Haken, in der frommen Hoffnung, sie am nächsten Tag trocken anziehen zu können. Bei so hoher Luftfeuchtigkeit eine Illusion.

Im ebenfalls chinesischen Restaurant nebenan philosophieren wir bei gebratenem Reis darüber, was es mit diesem Hotel auf sich haben könnte. Die für uns plausibelste Erklärung ist, dass es sich dabei um eine geldwaschende Institution der chinesischen Mafia handelt...

Über die Puente de las Americas über den Panamakanal zu fahren und dahinter die Skyline von Panama Stadt auftauchen zu sehen, ist ein besonderer Moment.

Wie meist nach dem Regen scheint am nächsten Morgen die Sonne. So ist es immerhin nur halb so schlimm, morgens in die noch immer nassen Kleider zu steigen. Erstaunlich schnell erreichen wir Panama Stadt. Über die Puente de las Americas über den Panamakanal zu fahren und dahinter die Skyline von Panama Stadt auftauchen zu sehen, ist ein besonderer Moment. Schliesslich bedeutet Panama, dass wir die Hälfte unserer Reise bereits hinter uns haben - und ein ganz neuer Teil der Reise auf uns wartet!

In einem ruhigen Quartier mieten wir für eine Woche ein kleines Studio. Wir geniessen es, mal wieder etwas stationär zu sein und hier die letzten Vorbereitungen für den Süden zu treffen, auszuspannen, selber zu kochen, zusammen an einem Tisch zu sitzen. Der sonnige Hof lädt dazu ein, unsere ganze Ausrüstung zu waschen und zu trocknen, ein Unterfangen das einen ganzen Tag einnimmt. Auch unser Motorrad braucht Pflege. Dank einem Kontakt sind wir auf Raul gestossen, der hier wohnt und vor einem Jahr ebenfalls mit dem Motorrad durch Südamerika gefahren ist. Er kann uns nicht nur gute Tipps für die Weiterreise geben, sondern bringt uns auch zu einem guten Mechaniker. Reifen-, Öl- und Ölfilterwechsel - und die Transalp ist wieder (fast) wie neu und bereit für nächste Abenteuer.

Etwas Zeit bleibt auch noch, um Panama Stadt zu besuchen. Selten haben wir eine so fragmentierte Stadt erlebt. Die Neustadt mit den Hochhäusern ist klar von der Altstadt abgetrennt (sogar die Autostrasse führt ausserhalb der Altstadt vorbei, also über eine rundherum führende Brücke auf dem Meer), daneben gibt es reichere Viertel und regelrechte Slums. Die Gesichter in den Strassen zeigen unterschiedlichste Einflüsse: Südamerikanische, Europäische, Asiatische, Afrikanische. Panama Stadt ist wirklich eine „Welt“-Stadt. in jeder Hinsicht!

Die Altstadt, die so anders ist als alle bisher besuchten Städte, unterläuft einer Verwandlung. Alte, vom Zerfall bedrohte Häuser werden neu restauriert, meist sehr stilvoll. Uns gefällt es, bis wir feststellen, wie hoch der Preis dafür ist: An einem der zu renovierenden Häuser hängen Plakate der Bewohner, die ohne Gewähr einer Alternative aus ihren Wohnungen rausgeschmissen werden, um den luxuriösen Plänen der Verwaltung Platz zu machen. Ziemlich dreist, finden wir. Und: Was ist ein Stadtbild ohne Menschen, die auch wirklich dort wohnen, die genau dieses Bild prägen?

Zu Panama gehört natürlich auch der Panama-Kanal. Beim Besuch der Miraflores Schleusen dürfen wir hautnah miterleben, wie einer dieser riesigen Kähne durch den engen Kanal gezogen wird, um sich dann durch die beiden insgesamt 26m hohen Schleusen zu bewegen. Eine Überraschung bietet sich, als der Kahn näher kommt: Auf der Seite wird nach und nach der Schriftzug der Reederei sichtbar: Wallenius Wilhelmsen! Mit einem dieser Schiffe wurde auch unser Motorrad verfrachtet! (Natürlich aber nicht über diese Route - wir freuen uns trotzdem sehr über diesen Zufall).

Der Tag unserer Weiterfahrt rückt näher. Und damit kommt auch der Zeitpunkt, euch zu verraten, wie wir um die „Darian Gap“, diese von Guerillakämpfern kontrollierte, äusserst gefährliche Grenzregion zwischen Panama und Kolumbien, herumkommen. Momentan fährt nämlich keine einzige Fähre. Am 8. Oktober werden wir also zusammen mit unserem Motorrad ein Segelschiff besteigen, das uns innerhalb von 4 Tagen nach Kolumbien fahren wird. Auf dem Weg warten unbewohnte Karibikinseln, Schnorcheln, Baden - und 30 Stunden Segeln mit diesem ehemaligen Greenpeace-Schiff übers offene Meer. Auf den nächsten Bericht sind wir genauso gespannt wie ihr!

Panama: The last Stop in Central America

The last border in Central America has been crossed and the last country reached before heading south: Panama. A country so diverse and fragmented that it is difficult to get an idea of it.

We are heading straight to Panama City from the border. That is two days of driving, which we think is feasible. However, we did not expect the heavy rain and an incredible 120 km of construction site, which make the journey quite arduous. Due to the construction sites, the highway can only be used in one lane for the most part, and most of it is not even paved. The fact that all the heavy traffic is on this route too slows our progress even further. Fortunately, we can meander past the big trucks every now and then on our motorbike, leaving the long waiting lines, which are usually several hundred meters long, behind us. But when the rain starts and gets stronger, we have to slow down too. The rain won't stop, the sky is getting darker and darker. Finally we reach the region where we planned to spend the night. An anonymous little town, gray and deserted, awaits us. Completely soaked, we don't hesitate for long and settle in the first hotel that we come across, which is surprisingly Chinese-run. The unmotivated receptionist, who is reluctant to turn to the two wet creatures in the lobby from her Chinese telenovela, obviously speaks Spanish words, but with Chinese pronunciation. We feel like we have been transported back to China and need hands and feet to negotiate the exorbitant price at least a little. While we carry our luggage down the never-ending corridor and leave a drip trail behind, we almost have to laugh ourselves at our predicament. The hotel room falls into the category «hole» and we need all of our inner persuasiveness and excuses that such a situation demands. “That’s just the cleaning lady’s hair”, “Maybe she lost her glasses when she was cleaning the bathroom ...”, “The dirt is really difficult to get off the wall, I'm sure they tried hard...”, etc. We hang our wet and smelly clothes on all available hooks in the pious hope of being able to put them on dry the next day. But with such high humidity this is an illusion.

In the Chinese restaurant next door, we philosophize over fried rice about what this hotel is all about. The most plausible explanation for us is that it is a money-laundering institution of the Chinese mafia …

Driving over the Puente de las Americas over the Panama Canal and seeing the skyline of Panama City appear behind it is a very special moment.

As usual after the rain, the sun shines the next morning. So it is only half as bad to get into your still wet clothes in the morning. We reach Panama City surprisingly quickly. Driving over the Puente de las Americas over the Panama Canal and seeing the skyline of Panama City appear behind it is a very special moment. After all, Panama means that we are already halfway through our journey - and a whole new part of the journey is still waiting for us!

We rent a small studio for a week in a quiet neighborhood in Panama City. We enjoy being a bit stationary again and get the final preparations for the south part of our journey done. We relax, cook by ourselves, sit together at a table. The sunny courtyard invites us to wash and dry all of our equipment, an undertaking that takes a whole day. Our motorcycle also needs care. Thanks to a contact we came across Raul, who lives here and also rode his motorcycle through South America a year ago. He can not only give us good tips for the onward journey, but also brings us to a good mechanic. Tire, oil and oil filter change - and the Transalp is (almost) like new again and ready for the next adventure.

There is also some time left to visit Panama City. We have rarely seen such a fragmented city. The new town with the skyscrapers is clearly separated from the old town (even the car road leads outside the old town, i.e. over a bridge leading around the sea), there are also richer quarters and real slums. The faces in the streets show different influences: South American, European, Asian, African. Panama City is truly a "world" city in every sense!

The old town, which is so different from all cities visited so far, is undergoing a transformation. Old houses threatened by decay are being restored, mostly very stylishly. We like it until we find out how high the price is: On one of the houses to be renovated there are posters of the residents who are thrown out of their apartments without any guarantee of an alternative to make way for the luxury plans of the administration. We think that is pretty bold. And: What is a cityscape without people who actually live there, who shape exactly this image?

Of course, the Panama Canal also belongs to Panama. When visiting the Miraflores locks, we can experience first hand how one of these huge barges is pulled through the narrow canal in order to then move through the two 26m high locks. A surprise arises when the boat comes closer: On the side, the shipping company's lettering gradually becomes visible: Wallenius Wilhelmsen! Our motorcycle was also shipped with one of these ships! (Of course not via this route - we are still very amused about this coincidence).

The day of our onward journey is getting closer. And with that comes the time to tell you how we can get around the "Darian Gap", this extremely dangerous border region between Panama and Colombia controlled by guerrilla fighters. At the moment there is not a single ferry. So on October 8th we will board a sailing ship with our motorcycle that will take us to Colombia within 4 days. Uninhabited Caribbean islands, snorkeling, swimming - and 30 hours of sailing with this former Greenpeace ship across the open sea await on the way. We are just as excited about the next report as you are!

logo small
play
logo small
01
02
03
04
05
06
07
08
09
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
logo small
play
←   zurück ←   back
nav_left_icon
↑   nach oben   ↑ ↑   to top   ↑
nav_up_icon
weiter   → next   →
nav_right_icon