05.12.2015
Nach tagelanger Natur und nur vereinzelten Dörfern, trifft uns in Cusco der Kulturschock. Hier gibt es alles und noch vieles mehr. Was natürlich wie immer positive und negative Seiten hat.
In den letzten Tagen mussten wir - wenn wir nicht selber kochten - öfters viele Dörfer durchqueren, um schliesslich das eine und einzige Restaurant mit dem einen und einzigen Menu aufzuspüren. Meist war das Pollo (Hühnchen). Zu einem peruanischen Menü gehört zuerst ein Caldo, eine Suppe (Hühnersuppe), danach ein Segundo - meist ebenfalls wieder Hühnchen, dazu Reis, Pommes Frites und Kochbananen. An Abwechslung fehlte es uns häufig und so haben wir uns die Auswahl an Restaurants in Cusco herbeigewünscht. Und dann sind wir doch ganz überfordert. Dennoch, es ist ein grosser Pluspunkt an Cusco: Von Budget bis High Dining findet wohl jeder etwas und die vegetarisch-vegan-biologische Strömungen sind auch hier angekommen. So finden wir bald ein herziges kleines Biorestaurant, welches die besten vegetarischen Sandwiches ganz Perus (behaupten wir) serviert.
Obwohl wir Cusco schon von einem letzten Besuch kennen, sind wir doch wieder begeistert von der schönen Architektur und überrascht von den Menschenmengen. Zwar ist nicht gerade Hochsaison und man könnte die Stadt wohl auch als „halbleer“ bezeichnen, doch uns ist es fast etwas zu viel. Highend-Touristen residieren in luxuriös restaurierten Palacios mit blühenden Innenhöfen, decken sich im edlen Alpaka-Laden mit dem neusten feinen Stöffchen ein und buchen eine Individualtour mit vielen Specials auf den Macchu Pichu. Reisegruppen wohnen in den wenig charmanten grossen Hotelbauten, überfluten Plätze und Kirchen, veranstalten dort am helllichten Tag ein Blitzgewitter mit ihren Kompaktkameras und verstopfen die Fussgängerzone beim Warten auf den Gruppenbus zum Macchu Picchu. Die Hippies wohnen im Partyhostel, sitzen morgens mit kleinen Augen im Budget-Cafe und erzählen sich von ihren Trips zum Macchu Pichu oder anderen Welten. Und wir? Wir stehen irgendwo dazwischen, geniessen guten Kaffee und zur Abwechslung mal Restaurants, die nicht nur zweckmässig eingerichtet sind, schwelgen in westlichem Frühstück (Müesli! Pancakes! Joghurt!) und besuchen den Macchu Pichu - nicht.
Ja, richtig gelesen. Auch beim zweiten Besuch dieser Gegend lassen wir das „wichtigste Monument Südamerikas“ aus. „Aber den besucht doch jeder!“, hören wir öfters. Ja, genau. Und wir zweifeln auch nicht an seiner Schönheit. Doch bei Ankunft in Cusco und beim Anblick der Menschen, die „alle“ den Macchu Pichu besuchen, verleidet uns die Idee, uns in die vollen Busse und Züge zu quetschen und dann mit vielen anderen zusammen in gemeinschaftliches „Oh“ und „Ah“ zu verfallen. Die letzten Tage waren so gefüllt mit Schönheit der Natur Perus, die wir ganz für uns alleine geniessen durften - vielleicht sind wir schlicht und einfach schon ein wenig verwöhnt. :-) Auch die Tatsachen, dass die Gesellschaft des Zuges, der zum Macchu Pichu führt, nicht einmal peruanisch ist (die Chilenen kassieren hier massivst mit Preisen teurer als in der Schweiz), und dass die Eintrittspreise ebenfalls lächerlich hoch sind, tragen dazu bei, dass wir uns nicht einfach so ausnehmen lassen wollen. Und nicht zuletzt wollen wir uns auch ab und zu das kleine Stückchen Rebellentum und die Freiheit gönnen, auch mal etwas auszulassen. „Verpassen“, dieses Wort gibts in unserem Reisewortschatz sowieso nicht und so fällt uns die Entscheidung leicht, ohne diesen Anblick weiterzufahren.
Die Tage in Cusco sind gefüllt mit Ausruhen und Planen. Der Rest unserer Reise steht nun fest und die Rückflüge im Februar sind gebucht. Die Routenplanung von Bolivien, Argentinien und Chile ruft grosse Vorfreude hervor! Nach diesen Tagen wären wir eigentlich bereit, weiterzureisen, doch just in diesem Moment schliesst Josis Magen eine besondere Freundschaft mit der Kloschüssel unseres Hotels. Die Erholung der Magenverstimmung verzögert unsere Weiterfahrt Richtung Grenze zu Bolivien um zwei weitere Tage. Dann aber können wir endlich los.
Die Dorfnamen hier enden allesamt entweder mit „-Pampa“, „-Bamba“, oder „-Manca“ und ja, genau so verschlafen wie sie tönen, sind sie auch. Alle Häuser sind - wie auch im Rest von Peru - mit Wahlpropaganda bemalt. Mittlerweile sind uns wohl die Namen aller Kandidaten für jegliche Lokal-, Regional- und Nationalwahlen bekannt. Spannend ist es, dass es bei der Propaganda meist bei den Namen der Kandidaten bleibt, Parolen oder Parteiinhalte liest man selten. Umso wichtiger sind die Symbole, die - so vermuten wir - für Analphabeten wohl auch auf dem Wahlzettel stehen: Jeder Kandidat hat ein Zeichen, ein Symbol. Was würdet ihr wählen? Die Schaufel? Den Schlüssel? Das Buch? Das Weizenkorn? Den Fussball? Oder doch lieber den FlipFlop?
Der heftige Regen der letzten Tage, der glücklicherweise an unserem Fahrtag ein Ende findet, hat feine weisse Häubchen auf die Berge gezaubert. Die Luft ist klar und frisch - Andenluft! Einmal hinter der ersten Bergkette, türmen sich dann doch schon bedrohliche Wolken auf. Es donnert und blitzt in der Ferne, doch wir kommen dem Gewitter zuvor. Mittags auf einem Hochplateau erreichen wir ein kleines Dörfchen, wo wir etwas essen wollen. Wieder einmal sind wir in der gleichen Situation: Es gibt hier diesmal zwar mehrere Restaurants, doch alle bieten nur dieses eine Menü an, von dem wir nicht verstehen, was es ist. Na dann! So werden uns alsbald zwei grosse Stücke Schaf aus dem Ofen mit zwei verschrumpelten Kartoffeln aufgetischt.
Wir kommen erstaunlich gut vorwärts und erreichen bereits am Nachmittag den Titicaca-See. Strahlendblau erscheint die riesige Wasserfläche am Horizont. Der weltweit grösste Süsswassersee auf dieser Höhe (3‘800 m.ü.M.) wird seinem Ruf gerecht, die Stimmung ist sehr besonders. Da die Gegend auch recht dicht besiedelt ist, wird es aber diesmal etwas schwieriger, einen Platz für unser Zelt zu finden. Erst nach dem wiederholten Anlauf finden wir ein passables Plätzchen auf einem Feldweg zwischen den Dörfern. Der Wind hat inzwischen stark zugenommen und wir versenken mit Vorahnung unsere Heringe besonders gut im Boden. Kaum im Zelt holt uns dann der Regen ein, dem wir den ganzen Tag davongefahren sind. Zu diesem Zeitpunkt ist es uns nun egal - wir sind am Trockenen. Und am nächsten Morgen wachen wir mit einem erneut strahlenden Andensonnenaufgang auf - das Zelt, die Blache, alles trocken. Ideale Bedingungen, um das letzte Stück Weg nach Bolivien unter die Räder zu nehmen! Zu unserem Start im 12. Land aber dann mehr im nächsten Bericht.
After days of nature and only a few villages, the culture shock hits us in Cusco. There is everything and much more here. Which of course, as always, has positive and negative sides.
In the last few days - when we weren't cooking ourselves - we often had to cross many villages in order to finally find the one and only restaurant with the one and only menu. Mostly it was pollo (chicken). A Peruvian menu first includes a caldo, a soup (chicken soup), then a segundo - usually also chicken again, with rice, french fries and plantains. We often lacked variety and so we were longing for a bigger selection in the restaurants in Cusco. When we finally arrive however, we are completely overwhelmed at first. But of course this is a big advantage of Cusco: From budget to high dining, everyone will find something and the vegetarian-vegan-organic trends have also arrived here. We soon find a lovely little organic restaurant that serves the best vegetarian sandwiches in all of Peru (in our opinion).
Although we already know Cusco from our last visit, we are again enthusiastic about the beautiful architecture and surprised by the crowds. It's not high season yet and you could call the city “half empty”, but it's still almost too much for us. High-end tourists reside in luxuriously restored palacios with flowers in the courtyards, stock up on the latest high quality fabric in the noble alpaca shop and book an individual tour with many specials on the Macchu Pichu. Tour groups live in the not very charming large hotel buildings, flood squares and churches, take a million pictures with their compact cameras and clog the pedestrian zone while waiting for the group bus to Macchu Picchu. The hippies live in the party hostel, sit with small eyes in the budget cafe in the morning and tell each other about their trips to Macchu Pichu or other worlds. And we? We stand somewhere in between, enjoying good coffee and, for a change, restaurants that are not only functionally furnished, indulging in western breakfast (Granola! Pancakes! Yoghurt!) and visiting the Macchu Picchu - not.
Yes, you read that right. Also during our second visit to this area we leave out the “most important monument in South America”. “But everyone visits it!” We hear often. Yes exactly. And we don't doubt its beauty. But when we arrive in Cusco and see the people who all visit the Macchu Pichu, the idea of squeezing into the full buses and trains and then having a communal “Oh” and “Ah” with many others does not seem attractive to us. The last few days were so filled with the beauty of Peru's nature that we had the privilege to enjoy all to ourselves - maybe we are just a little bit spoiled. :-) Also the fact that the company of the train that leads to the Macchu Pichu is not even Peruvian (the Chileans cash in massively with prices more expensive than in Switzerland) and that the entrance fees are also ridiculously high contribute to our decision. And last but not least, we want to treat ourselves to a little bit of rebellion every now and then and enjoy the freedom to leave something out. "Miss", this word does not exist in our travel vocabulary anyway and so the decision is easy for us to continue without this sight.
The days in Cusco are filled with resting and planning. The rest of our trip is now planned and the return flights in February are booked. Planning the routes through Bolivia, Argentina and Chile evokes great anticipation! After these days we would actually be ready to travel on, but just at this moment Josephines stomach makes a special friendship with the toilet bowl in our hotel. The recovery of the upset stomach delays our onward journey towards the border with Bolivia by two more days. But then we can finally go.
The village names here all end with either “-Pampa”, “-Bamba”, or “-Manca” and yes, they are just as sleepy as they sound. All houses are - as in the rest of Peru - painted with election propaganda. We now know the names of all candidates for any local, regional or national election. It is interesting to see that usually the names of the candidates are the only things we get to read, slogans or party content are rarely communicated. All the more important are the symbols that - we suspect - are also on the ballot paper for illiterate people: Every candidate has a sign, a symbol. Which would you choose? The shovel? The key? The book? The grain of wheat? Football? Or would you prefer the flip-flop?
The heavy rain of the last few days, which luckily comes to an end on our day of leaving Cusco, has created cute sugar caps on the mountains in the distance. The air is clear and fresh - Andean air! Once behind the first mountain range, threatening clouds start piling up. There is thunder and lightning in the distance, but somehow we escape the thunderstorm. At noon on a high plateau we reach a small village where we want to have lunch. Once again we are in the same situation: this time there are several restaurants, but they all only offer this one menu, which we do not understand what it is. Well then! Soon after, we are served two large pieces of sheep from the oven with two crumpled up potatoes.
We are making surprisingly good progress and reach Lake Titicaca in the afternoon. The huge expanse of water on the horizon appears in a bright blue. The world's largest freshwater lake at this altitude (3,800 meters above sea level) lives up to its reputation, the atmosphere is very special. Since the area is also quite densely populated, it will be a bit more difficult this time to find a place for our tent. Only after repeated attempts we find an okay spot on a dirt road between two villages. In the meantime the wind has increased a lot and in wise prospect we hammer our pegs particularly well into the ground. As soon as we have set up the tent, the rain that we successfully avoided all day long finally catches up with us. At this point we don't care - we're dry and warm. And the next morning we wake up to another brilliant Andean sunrise - the tent, the tarpaulin, everything is dry. Ideal conditions to take the last part of the way to Bolivia under the wheels! But more about our start into the 12th country in the next blogpost.