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18.01.2016

Argentinien: Südpatagonien

Der Süden Patagoniens ist eine besondere Region. Es liegt hier ein Knistern in der Luft, dieses einzigartige Flirren, das Abenteuer verheisst. Und so ist es: Ushuaia ist der Ort, wo Abenteuer beginnen und enden und hier verweben sich die Geschichten von Reisenden aus aller Welt.

Da sind die Argentinier, die mit dem Motorrad angereist sind, um die Landmasse zu sehen, die das Ende ihres Landes darstellen. Da sind die Franzosen, die hier eine lange Reise mit dem Fahrrad beginnen, und die gleich zu Beginn mit dem Wind der härtesten Prüfung unterzogen werden. Da gibt es Menschen, die mit dem Wohnwagen anreisen, komfortabel eingerichtet, andere mit dem Jeep, dem man viele Stunden Schotterpiste schon von weitem ansieht. Und es gibt die fast immer lächelnden Backpacker, die per Anhalter reisen und die immer an ihrem Kartonschild zu erkennen sind. Dazwischen sind auch wir, mit unserem Motorrad, dessen Anblick von unserer langen Fahrt erzählt. Und obwohl Ushuaia nicht das Ende unserer Reise ist, lassen wir uns doch ein wenig anstecken von der besonderen Stimmung. Etwas Wehmut schleicht sich in unsere Stimmen, wenn wir mit vielen neuen und guten Bekanntschaften Geschichten austauschen. Schon so bald ist unser Abenteuer zu Ende!

Stundenlang könnte man in der einfachen Hütte am Feuer sitzen, den Blick über die unzähligen Holztafeln schweifen lassen und den Geschichten nachfühlen, die hier an diesem Ort zusammenfinden.

Ushuaia als Stadt ist uns aber doch zu touristisch und auch zu teuer, so verlegen wir unsere Erholungsphase an den Lago Fagnano, 120 km nördlich von Ushuaia. Wenn wir wie hier oben von den Geschichten der Reisenden erzählen, so ist der Camping "Hain" am Lago Fagnano der Ort schlechthin, um deren Gesicht zu entdecken. Der Patagonier Roberto, Künstler, Handwerker, und wir behaupten, auch Philosoph, hat hier ein einzigartiges Denkmal ans Reisen ans Ende der Welt geschaffen. Da am See meist ein heftiger Wind bläst (bei unserer Ankunft hat der See beinahe 2m hohe Wellen!), hat Roberto Holztipis gebaut, in denen man sein Zelt aufstellen kann. Gold wert an diesem Ort, wo man sogar das Motorrad festbinden muss, damit es nicht umgewindet wird! Das Herz des Campings ist aber ein Gemeinschaftsraum, in dem sich Hunderte Reisende bereits auf Holzstücken verewigt haben. Stundenlang könnte man in der einfachen Hütte am Feuer sitzen, den Blick über die unzähligen Holztafeln schweifen lassen und den Geschichten nachfühlen, die hier an diesem Ort zusammenfinden. Das tun wir dann auch, geniessen ein paar Tage lang das ganz simple Leben, das von Kochen, Holz holen, schreiben und plaudern geprägt ist.

Wie es beim Reisen so geht, kommt aber auch im Camping Hain die Zeit vom Abschied nehmen. Roberto hat sie alle kommen und gehen sehen, Hunderte Reisende über viele Jahre. Und jeder nimmt etwas von diesem Ort mit; bei uns ist es eine tiefe Erholung, Inspiration und Vorfreude auf den Rest unserer Reise - und eine geflickte Kofferhalterung, die Robert meisterhaft geschweisst hat. Gracias!

Erneut kämpfen wir uns durch den Wind, den wir so stark erleben wir noch nie zuvor. Die harschen Bedingungen erklären wohl auch, warum es in einem kleinen Teil von Feuerland eine Kolonie von Königspinguinen hat, die es sonst nur in der Antarktis gibt. Die Gelegenheit, diese wunderschönen Tiere zu beobachten, lassen wir uns nicht entgehen und wir nehmen den kleinen Umweg im starken Wind auf uns. Später verpassen wir deshalb fast die Fähre zurück aufs Festland, doch wir haben Glück, als letzte werden wir auf die Fähre gewunken, die sogar noch wartet, bis wir ein Ticket gekauft haben. Sie bringt uns zurück aufs Festland, Feuerland liegt nun hinter uns. Für kurze Zeit fahren wir auf chilenischem Grund und legen in Puerto Natales einen Zwischenstop ein, um Freunde aus der Schweiz zu treffen, die in diesen Wochen in Patagonien wandern. Bald darauf überqueren wir die Grenze bereits wieder, die letzten Tage in Argentinien liegen vor uns, bevor wir uns dann definitiv der chilenischen "Carretera Austral" widmen, so quasi die "Ruta 40" von Chile.

Der Sommer in Patagonien ist kurz. Die Natur hat sich daran angepasst, Bäume sind klein mit dicken Stämmen, die Vögel migrieren in den Norden. Und die Touristen, ja, die kommen auch nur in den kurzen Sommermonaten. Dies heisst, dass es momentan nur so wimmelt von Leuten - und dies besonders in den eindrücklichen Nationalpärken. Einer davon ist der "Parque Nacional Los Glaciares". Hier besichtigen wir frühmorgens den Perito Moreno Gletscher. Dessen Zunge reicht bis in den Lago Argentino. Als wir auf die Aussichtsterrasse unmittelbar vor dem Gletscher treten, stellen sich uns alle Haare zu Berge. Das tiefe Knarren und Knirschen des Eises geht durch Mark und Bein. Von Zeit zu Zeit fallen Eisbrocken mit einem langen, lauten Grollen von der 70 Meter hohen Klippe herunter ins Wasser und verursachen zum Teil hohe Wellen. Wir können uns kaum lösen von dem Anblick und erst, als die Ströme von Touristen fast unerträglich werden, kehren wir um.

Fast surreal hebt sich der Mt Fitzroy vom Horizont ab und wir können kaum noch den Blick von ihm abwenden.

Etwas nördlicher im gleichen Nationalpark ragt der berühmte Berg Fitzroy in die Höhe, der nicht unbedingt wegen seiner Grösse, sondern vor allem wegen seinen markanten Felsen bekannt ist. Wir erwischen einen fast klaren und einigermassen windstillen Tag, um in das vor dem Berg liegende Dörfchen El Chalten zu fahren. Über viele Kilometer hinweg sehen wir den Fitzroy näherkommen. Fast surreal hebt er sich vom Horizont ab und wir können kaum noch den Blick von ihm abwenden. Der Campingplatz von El Chalten ist übervoll, es reihen sich Zelt an Zelt. Seufzend fügen wir uns ein. Mittlerweile ist es schon fast Gewohnheit geworden, dass wir mindestens einmal am Tag jemanden treffen, den wir schon irgendwo auf der Reise mal getroffen haben. So freuen wir uns, auch in unseren Zeltnachbarn bekannte Gesichter zu erkennen, mit denen wir Reiseerlebnisse und Tipps austauschen können und erst noch technische Hilfe für zwei kleine Motorradprobleme erhalten - Danke, Klaus!

So laut wie es auf dem Campingsplatz bis spät in die Nacht zu und her geht, rechnen wir uns gute Chancen aus, am Morgen bei frühzeitigem Wanderstart wenigstens für eine Weile die Sicht auf den Fitzroy für uns pachten zu können. Und so geschieht es auch. Durch lauschige Wäldchen, mit Blick auf einen breit mäandernden Fluss (Rio Blanco) und über Sumpfgebiete nähern wir uns frühmorgens in aller Ruhe und mit der gewünschten Einsamkeit dem Berg. Und immer wenn wir denken, nun könne die Aussicht nicht mehr besser werden, kommen wir noch etwas näher. Und so kommt es, dass wir mittags nach einem letzten schweisstreibenden Aufstieg freie Sicht auf die Gipfel geniessen. Zwei Gletscherseen mit je unterschiedlichem Blauton und Wasserstand runden die Aussicht ab. Uns bleibt nicht nur sprichwörtlich der Atem stehen!

Die Glückshormone noch ein wenig im Kopf und die über 20 km Wandern noch etwas in den Beinen spürend lassen wir bereits am Tag darauf El Chalten hinter uns - froh, nun wieder etwas in die Wildnis einzutauchen. Wir verbringen 2 letzte Nächte in Argentinien und folgen den zum Teil schon bekannten Strassen, die wir bereits beim Herunterkommen gefahren sind. Dass wir dabei ganz beiläufig auch noch unsere Hinterbremse verlieren, ist ein weiteres Detail auf dem mittlerweile vielbeschriebenen Blatt der "Töffli-Bräschteli". Wer jetzt um unsere Geschwindigkeit bangt, der sei beruhigt: Dank dem Einfallsreichtum eines lokalen Mechanikers fahren wir mittlerweile trotz fehlendem Originalteil wieder mit einwandfreier Bremse.

So verabschieden wir uns von Argentinien und machen uns nun definitiv auf Richtung Chile - unser letztes Land! Davon aber mehr im nächsten Bericht.

Argentina: Southern Patagonia

The south of Patagonia is a special region. There is a crackle in the air here, this unique notion that promises adventure. And so it is: Ushuaia is the place where adventures begin and end and this is where the stories of travelers from all over the world interweave.

There are the Argentines who came by motorcycle to see the land mass that represents the end of their country. There are the French who start a long journey here by bicycle and who are subjected to the toughest test in the wind right from the start. There are people who arrive with caravans, comfortably furnished, others with the jeep, and you can tell the distances they travelled for the dust and sand on their surfaces. And there are the almost always smiling backpackers who hitchhike and who can always be recognized by their cardboard sign. In between we are with our motorcycle, the sight of which tells of our long journey too. And although Ushuaia is not the end of our trip, we let ourselves be a little infected by the special atmosphere. A little sadness creeps into our voices when we exchange stories with many new and good acquaintances. Our adventure will be over soon!

You could sit by the fire in the simple hut for hours, let your gaze wander over the countless wooden panels and feel the stories that come together here in this wondrous place.

Ushuaia as a city is too touristy and also too expensive for us, so we move our recovery phase to Lago Fagnano, 120 km north of Ushuaia. If we tell the stories of travelers, as we did above, then the "Hain" campsite on Lake Fagnano is the perfect place to discover their faces. The Patagonian Roberto, artist, craftsman, and we claim also a philosopher, has created a unique monument to travel at the end of the world. Since there is usually a strong wind blowing at the lake (when we arrive the lake has almost 2m high waves!), Roberto built wooden tipis in which you can pitch your tent. Worth gold in this place, where you even have to tie up the motorcycle so that it is not turned up side down by the wind! The heart of the campsite, however, is a common shared room in which hundreds of travelers have already immortalized themselves on pieces of wood. You could sit by the fire in the simple hut for hours, let your gaze wander over the countless wooden panels and feel the stories that come together here in this wondrous place. We do that too, enjoy the very simple life for a few days, which is characterized by cooking, fetching wood, writing and chatting.

As it goes with traveling, at some point, there comes the time to say goodbye. Roberto has seen them all come and go, hundreds of travelers over many years. And everyone takes something from this place; for us it is a deep relaxation, inspiration and anticipation for the rest of our journey - and a patched suitcase holder that Robert has expertly welded. Gracias!

Again we fight our way through the wind, which we have never experienced before. The harsh conditions probably also explain why there is a colony of king penguins in a small part of Tierra del Fuego that is otherwise only found in Antarctica. We do not miss the opportunity to observe these beautiful animals and take the little detour in the strong wind. Later, we almost miss the ferry back to the mainland, but we are lucky, as the last one we are waved to the ferry, which even waits until we have bought a ticket. It brings us back to the mainland, Tierra del Fuego is now behind us. For a short time we drive on Chilean land and make a stopover in Puerto Natales to meet friends from Switzerland who are hiking in Patagonia these weeks. Soon afterwards we cross the border again, the last days in Argentina are ahead of us, before we finally dedicate ourselves to the Chilean "Carretera Austral", so to speak the "Ruta 40" of Chile.

The summer in Patagonia is short. Nature has adapted to this, trees are small with thick trunks, birds migrate to the north. And the tourists, yes, they only come in the short summer months. This means that at the moment it is teeming with people - especially in the impressive national parks. One of them is the "Parque Nacional Los Glaciares". Here we visit the Perito Moreno Glacier early in the morning. Its tongue extends into Lake Argentino. When we step onto the viewing terrace in front of the glacier, we freeze. The deep creaking and crunching of the ice goes through your heart and soul. From time to time, chunks of ice fall with a long, loud rumble from the 70 meter high cliff into the water and sometimes cause high waves. We can hardly detach ourselves from the sight and only when the streams of tourists become almost unbearable do we turn back.

Mt Fitzroy stands out from the horizon almost surreal and we can hardly take our eyes off it.

A little further north in the same national park rises the famous Fitzroy mountain, which is not necessarily known for its size, but above all for its striking rocks. We catch an almost clear and somewhat windless day to drive to the village of El Chalten in front of the mountain. For many kilometers we see the Fitzroy approaching. It stands out from the horizon almost surreal and we can hardly take our eyes off it. The El Chalten campsite is overcrowded, tent after tent is lined up. Sighing, we fit in. It has now almost become a habit that we meet someone at least once a day who we have already met somewhere on the trip. So we are happy to recognize familiar faces in our tent neighbors, with whom we can exchange travel experiences and tips and receive technical help for two small motorcycle problems - thanks, Klaus!

As loud as it gets on the campsite until late at night, we think we have a good chance of being able to have the view of the Fitzroy for ourselves at least for a little while in the early morning if we start the hike early. And so it happens. Through secluded forests, with a view of a broadly meandering river (Rio Blanco) and over swamp areas, we approach the mountain early in the morning in peace and quiet and with the desired solitude. And whenever we think that the view couldn't get any better, we come a little closer. And so it happens that at noon after a last sweaty ascent we enjoy a clear view of the peaks. Two glacier lakes, each with a different shade of blue and water level, complete the view. We don't just literally hold our breath!

The happiness hormones still a little in our head and the 20 km of hiking still a bit in our legs, we leave El Chalten behind us the next day - happy to dive into the wilderness again. We spend the last 2 nights in Argentina and follow the roads, some of which are already known, that we drove when we came down. That we casually lose our rear brake is another detail in the long story of traveling on a motorbike. If you are worried about our speed now, don't worry: Thanks to the ingenuity of a local mechanic, we are now driving with perfect brakes again despite the missing original part.

So we say goodbye to Argentina and are now definitely heading for Chile - our last country! But more of that in the next blogpost.

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