07.11.2012
Nach dem Winter kommt der Frühling. Bei uns geht das nur ein wenig schneller als bei anderen. Kunming, die „Stadt des ewigen Frühlings“: für uns eine Grossstadt mit ihren 7 Millionen Einwohnern. Für Chinesen schlicht nur eine „normale mittelgrosse Stadt“.
Shangrila lassen wir am Sonntagnachmittag hinter uns. Mit dem „Sleeperbus“ geht’s mehr oder weniger bequem über Nacht während 14 Stunden in Richtung Kunming, der Provinzhauptstadt von Yunnan. Unter einem „Sleeperbus“ muss man sich einen Car vorstellen, der anstelle der Sitzreihen Betten hat. Es ist alles ziemlich eng, aber einmal eingenistet, kann man doch ziemlich angenehm die vorbeiziehende Landschaft bewundern. Die Betten sind offensichtlich für die generalisiert gesprochen ein wenig kleineren Chinesen dimensioniert, was unseren Kamelbeinen doch eine gewisse Faltkunst abverlangt…
Ziemlich müde kommen wir am Montagmorgen in der Busstation West von Kunming an. Während wir uns nach dem richtigen Bus ins Stadtzentrum umsehen, treffen wir Lena, eine Französin. Kurzerhand schliessen wir uns zusammen und gemeinsam schaffen wir die Busfahrt durch die Morgen-Rushhour. Wir lassen uns in der Jugendherberge in nächster Nähe vom schönen Greenlakepark nieder. Nach einem nahrhaften Frühstück gehen wir den Tag gemütlich an, spazieren durch den Park und rüsten uns mit einer Notwendigkeit aus, was hier alle von Jung bis Alt besitzen: Einen Teebecher. Heisses Wasser für den Tee wird einem hier überall zur Verfügung gestellt.
Unsere Hosen stehen schon beinahe vor Dreck, wir haben seit Laos nicht mehr waschen können - bei unserem Angebot an vor allem warmer Kleidung schon bald ein Problem. Nach einer kleinen Einführung in die chinesische Waschmaschine vom Hostel können wir unseren Berg von weniger nett riechenden Kleidern darin verschwinden lassen. Nach einer Stunde hat sich die Sache erledigt und wir haben wieder frische Kleider.
Ab Abend stösst Greg, ein Australier, zu uns und zu viert geniessen die hiesigen kulinarischen Spezialitäten der Stadt. Am nächsten Tag besuchen wir einen ruhigen Tempel inmitten der geschäftigen Grossstadt. Einige Teile der Anlage sollen über 1‘000 Jahre alt sein. Die Innenstadt von Kunming ist dazu ein ziemlicher Kontrast: Moderne Skyline, jegliche Mode- und Elektronikgeschäfte säumen hier die Strassen. Und doch können wir von einer Terrasse aus beobachten, wie der Meister einer Schülerin die Kunst des Schwertkampfes beibringt. Tradition und Moderne sind hier nur einen Schritt voneinander entfernt. Die schwungvollen Bewegungen gleichen einem Tanz, schön zu Beobachten.
Hier in Kunming gibt es eine muslimisch geprägte Minderheit, die Hui. Am Abend essen wir in einem kleinen muslimischen Restaurant an der Strassenecke einen grossen Teller Nudeln, welche der Koch vor unseren Augen mit dynamischen Bewegungen gleich frisch zubereitet.
Für Joséphine ist der Aufenthalt in Kunming wie ein kleines Nachhausekommen. Die zwei Monate, die sie vor 5 Jahren in dieser Stadt verbracht hat, sind immer noch in guter Erinnerung geblieben. Gross ist darum auch die Neugier, wie es den Leuten der NGO (Umweltschutzorganisation) geht, bei der sie im 2007 gearbeitet hat. Am Mittwoch treffen wir die Leute von PEAC (Pesticide Eco Alternatives Center Yunnan), in ihrem neuen Büro. Auffallend in diesem Quartier wie auch im Rest der Stadt ist die regelrechte Bauwut, welche die Chinesen an den Tag legen. Wie Türme ragen die vielen neugebauten Wohnhäuser in den Kunminger Himmel. Plakate werben für die Siedlungen mit verheissungsvollen Namen wie „Fortune Park Living“. Vom Team von PEAC wird dies mit einem milden Lächeln quittiert: für die meisten Menschen in Kunming ist das „Glück“ nicht nah, im Gegenteil: für sie sind solche Wohnungen schlicht unerschwinglich. Erst recht für eine NGO - der Vermieter hat bereits eine Mieterhöhung angedroht. Ein nächster Umzug steht für PEAC erneut bevor. Das Treffen mit alten Freunden und neuen Bekannten sowie das gemeinsame Mittagessen frischt die guten Erinnerungen wieder auf.
Nachmittags besuchen wir den wenig bekannten doch äusserst sehenswerten Golden Tempel etwas ausserhalb der Stadt. Der ruhige Park, die bronzenen Tempel und die enorme Glocke im hochaufragenden Bell Tower beeindrucken uns. Auch hier kommen die Unterschiede zwischen Tradition und Moderne zum Ausdruck: die enorme Verbundenheit mit der Natur, welche in den äusserst detaillierten Schnitzereien und Malereien sichtbar wird, steht im krassen Gegensatz zu den grossen Umweltproblemen dieses Landes, von denen wir am Morgen gehört haben.
Wo wird dieses China morgen stehen?
After winter comes spring. We however, experience the changing of seasons a little faster than others. Kunming, the “City of Eternal Spring”: for us a big city with its 7 million inhabitants. For the Chinese, it is simply a “normal, medium-sized city”.
We leave Shangrila behind on Sunday afternoon. With the sleeper bus it's more or less comfortable overnight for the 14 hours towards Kunming, the provincial capital of Yunnan. You have to imagine a bus that has beds instead of the rows of seats. It is all pretty narrow, but once nestled in, it is quite pleasant to admire the passing landscape. The beds are obviously dimensioned for the generally smaller Chinese, which demands a certain flexibility of our long limbs…
Quite tired after the journey, we arrive at the West bus station in Kunming on Monday morning. While looking for the right bus into the city center, we meet Lena, a French woman. Without further ado we join our forces together and manage to catch the right bus to ride through the morning rush hour. We settle in the youth hostel in the immediate vicinity of the beautiful Green lake Park. After a nutritious breakfast, we start the day comfortably, walk through the park and equip ourselves with a necessity, that everyone here has from young to old: a tea mug. Hot water for tea is provided here everywhere.
Our pants are very dirty, as we have not been able to do laundry since Laos – which soon becomes a problem with our restricted choice of warm clothing. After a little introduction to the Chinese washing machine from the hostel, we can take care of our big pile of dirty clothes and soon after, we are happy to have fresh clothes again.
In the evening, Greg, an Australian, joins us and the four of us enjoy the local culinary specialties of the city. The next day we visit a quiet temple in the middle of the busy city. Some parts of the buildings are said to be over 1,000 years old. The city center of Kunming is quite a contrast to this: modern skyline, fashion and electronics shops line the streets here. And yet we can watch from a terrace how the master teaches a student the art of sword fighting. Tradition and modernity are only a step apart here. The sweeping movements are like a dance, nice to watch.
There is a Muslim minority here in Kunming, the Hui. In the evening we eat a large plate of pasta in a small Muslim restaurant on the corner of the street, which the cook prepares freshly in front of our eyes with dynamic movements.
For Joséphine, the stay in Kunming is a bit like coming home. The two months she spent in this city 5 years ago are still well remembered. That is why there is great curiosity about how the people of the NGO (environmental protection organization), with whom she worked in 2007, are doing. On Wednesday we meet the people from PEAC (Pesticide Eco Alternatives Center Yunnan) in their new office. What is striking in this district, as in the rest of the city, is the veritable buoyancy in construction work that the Chinese are showing. The many newly built houses rise like towers into the Kunming sky. Posters advertise the settlements with promising names such as "Fortune Park Living". The PEAC team acknowledges this with a mild smile: for most people in Kunming, “happiness” is not within reach, on the contrary: for them, such apartments are simply unaffordable. Especially for an NGO - the landlord has already threatened to increase the rent. The next move is pending again for PEAC. The meeting with old friends and new acquaintances as well as the lunch together refreshes the good memories.
In the afternoon we visit the little-known but very worth seeing Golden Temple a little outside the city. The quiet park, the bronze temples and the enormous bell in the towering Bell Tower impress us. The differences between tradition and modernity are also expressed here: the enormous connection with nature, which is visible in the extremely detailed carvings and paintings, stands in stark contrast to the great environmental problems of this country, of which we heard in the morning.
Where will this China stand tomorrow?