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08.12.2012

Vietnam: Im Gewusel von Hanoi

Vietnam, ein neues Land, eine neue Kultur eine neue Sprache und ein neuer Lifestyle: In Hanoi, der Hauptstadt des Landes, ist all dies noch ein wenig stärker konzentriert. Wir tauchen ein in das Gewimmel der Siebenmillionenstadt. Uns gefällt es hier auf Anhieb.

Die Strasse von Xam Neua, unsere letzte Station in Laos, bis an die Grenze zu Vietnam führt durch eine ländliche, abgelegene aber schöne Landschaft. Kleine Dörfer säumen die Strasse und die Terrassen der Reisfelder schmiegen sich dynamisch zwischen die Karstfelsen. Die Strasse wird immer schlechter, abschnittsweise ist sie gar nicht mehr vorhanden. Auch das Wetter ist uns nicht sehr wohl gesinnt: Einsetzender Regen verwandelt die nicht asphaltierten Abschnitte in eine Schlammpiste.

Normalerweise ist die Einfuhr von Fahrzeugen von ausserhalb des südostasiatischen Raumes nach Vietnam nicht gestattet. Im Vorfeld der Reise hatten wir mit einem Vietnamesischen Reisebüro Kontakt aufgenommen, das für uns einen Antrag beim Transportministerium von Vietnam machte, und uns so eine schriftlich bestätigte Einreisebeglaubigung organisieren konnte. Gespannt nähern wir uns also der Grenze. Als wir den vietnamesischen Grenzbehörden unsere offizielle Einreiseerlaubnis in Form eines mit einem eindrücklich grossen Siegel unterzeichneten Briefes zeigen, müssen wir nur noch ein Formular mit einigen technischen Daten zu unserem Motorrad ausfüllen und unser Visa abstempeln lassen und wir können den Grenzposten passieren.

Mehr als nur einmal rettet uns nur eine Vollbremsung vor der Kollision mit einem fürs Überholen auf unsere Fahrbahn ausweichende Fahrzeug.

Auf vietnamesischer Seite wird die Strasse nicht besser, ebenso wenig das Wetter. Zudem realisieren wir schnell, dass sich das gut funktionierende „regellose Miteinander“ im Strassenverkehr von Laos in ein „regelloses Gegeneinander“ ändert. Mehr als nur einmal rettet uns nur eine Vollbremsung vor der Kollision mit einem fürs Überholen auf unsere Fahrbahn ausweichende Fahrzeug. Unseren ersten Zwischenhalt machen wir im kleinen Städtchen Mai Chau um dann am nächsten Morgen bereits wieder weiter in Richtung Hanoi zu fahren. Die Strasse wird besser, dafür kommt zum ständigen Nieselregen stockdichter Nebel hinzu, auch die Temperatur fällt merklich auf vielleicht 15°C.

In Hanoi bekommt das Chaos einen Namen. Je näher wir uns dem Zentrum nähern, desto stärker nimmt der Verkehr zu. Vietnam ist das Land mit dem höchsten Anteil an Scootern im Strassenverkehr. Eine Armada von Rollern fliesst wellenartig durch die Innenstadt. Das einzige, was uns vor dem Ertrinken rettet ist unser kleines GPS und die zwei Rückspiegel, die kombiniert mit vier Augen ein Minimalmass an Übersicht gewähren. Wir schwimmen mit dem Strom ins Zentrum und finden beim dritten Anlauf das perfekte Guesthouse inmitten der Altstadt: Ein charmantes Zimmer mit direktem Zugang zu einer grossen Dachterrasse, die zwar ein wenig als Gerümpelabstellplatz missbraucht wird, uns aber einige schöne laue Winterabende beschert. Hier testen wir auch erstmals unseren kleinen Benzinkocher: bei Kerzenlicht geniessen wir das gemeinsame Kochen und anschliessend die leckeren Spaghetti. Das Motorrad können wir über Nacht direkt in der Lobby parkieren, hier ganz normal, das machen die Vietnamesen mit ihren Scootern auch so.

Wir tauchen ein in ein Gewimmel von Strassen und Leuten, atmen faszinierende Gerüche ein, beobachten Szenen von Strassenverkäufern und essen uns durch die hervorragenden Patisserien durch. In der Architektur der Gebäude findet man eine Mischung von französischen und asiatischen Elementen. Auch die vielen französischen Beschilderungen erinnern an die koloniale Vergangenheit von Indochina. Aber irgendwie scheinen die Vietnamesen im Reinen mit ihrer Vergangenheit zu sein. Die Altstadt wurde zwar während dem Vietnamkrieg stark von den Amerikanern bombardiert, aber anstatt mit dem Bulldozer zu renovieren, ist man hier sehr auf die Authentizität bedacht. Dies vermittelt uns den Eindruck, dass hier die Geschichte statt versteckt zu werden vielmehr als Teil des Alltags angenommen wird. Uns gefällt es hier. Stundenlang schlendern wir durch die Strassen, schauen uns einen heillos überfüllten Markt an, besuchen einen 1‘000 Jahre alten buddhistischen Tempel und betrachten eine ehemalige konfuzianische Universität. Komplett in einer anderen Welt fühlen wir uns, als wir die Kathedrale von Hanoi betreten. Die Glocke läutet 17:00 Uhr, das haben wir schon lange nicht mehr gehört.

Einen Tag später als geplant, fahren wir morgen früh weiter in Richtung Süden. Das Meer ist hier in unmittelbarer Nähe. Wir freuen uns darauf, dieses Land gemeinsam entdecken zu dürfen.

Vietnam: In the Hustle and Bustle of Hanoi

Vietnam, a new country, a new culture, a new language and a new lifestyle: in Hanoi, the country's capital, all of this is a little more concentrated. We dive into the bustle of the city of seven million. We like it here straight away.

The road from Xam Neua, our last stop in Laos, to the border with Vietnam leads through a rural, remote but beautiful landscape. Small villages line the street and the terraces of the rice fields nestle dynamically between the karst rocks. The road is getting worse, in sections it is no longer available. The weather is also not very good for us: the onset of rain turns the unpaved sections into a mud track.

Normally, vehicles from outside the Southeast Asian region are not allowed to be imported into Vietnam. Before the trip, we therefore contacted a Vietnamese travel agency, who made an application for us to the Vietnam Ministry of Transport, so that we could obtain a written entry certificate. Now we're nervously approaching the border. When we show the Vietnamese border authorities our official entry permit in the form of a letter signed with an impressively large seal, we only have to fill out a form with some technical data about our motorcycle and have our visa stamped and we can pass the border post.

More than once, only an emergency braking manoevre saves us from the collision with an approaching vehicle that uses our lane to overtake.

On the Vietnamese side, the road is not getting any better, nor is the weather. We are also quickly realizing that the well-functioning "lawless yet respectful traffic" from Laos changes to a "lawless and ruthless traffic". More than once, only an emergency braking manoevre saves us from the collision with an approaching vehicle that uses our lane to overtake. We make our first stop in the small town of Mai Chau and then continue the next morning towards Hanoi. The road is getting better, but there is a constant drizzle of thick fog, and the temperature drops noticeably to maybe 15 ° C.

In Hanoi, chaos is defined in a new way. The closer we get to the center, the more increases the traffic. Vietnam is the country with the highest proportion of scooters in road traffic. An armada of scooters flows through the city center in waves. The only thing that saves us from drowning is our small GPS and the two rear-view mirrors, which combined with four eyes provide a minimal amount of overview. We swim with the current into the center and find the perfect guesthouse in the middle of the old town at the third attempt: a charming room with direct access to a large roof terrace, which is a little misused as a junk storage, but gives us some nice mild winter evenings. Here we also test our small gas stove for the first time: we cook together by candlelight and afterwards enjoy the delicious spaghetti. We can park the motorcycle directly in the lobby overnight, which seems to be quite normal here, the Vietnamese also do it with their scooters.

We dive into a bustle of streets and people, breathe in fascinating smells, watch scenes from street vendors and eat our way through the excellent patisseries. A mixture of French and Asian elements can be found in the architecture of the buildings. The many French signs also remind of the colonial past of Indochina. But somehow the Vietnamese seem to be at peace with their past. The old town was heavily bombed by the Americans during the Vietnam War, but instead of renovating with the bulldozer, the authenticity is very important here. This gives us the impression that instead of being hidden, history is accepted as part of everyday life. We like it here. For hours we stroll through the streets, look at a hopelessly crowded market, visit a 1,000-year-old Buddhist temple and take a look at a former Confucian university. We feel in a completely different world when we enter the cathedral of Hanoi. The bell rings at 5 p.m. We haven't heard that in a long time.

A day later than planned, we will be heading south tomorrow morning. The sea is now closeby and we look forward to discovering this country together.

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