22.12.2012
Unser Weg führt uns weiter nach Süden. Die Tatsache, dass das Meer in nächster Nähe ist, die Temperaturen stetig steigen und wir nun immerhin schon knapp 3 Monate unterwegs sind, bewegen uns dazu, eine kleine Auszeit zu nehmen – Ferien von den Ferien. Und wo könnte man das besser machen als am Strand?
Von Hoi An fahren wir zuerst ein wenig ins Hinterland von Vietnam, um den Highway 1 an der Küste zu vermeiden. Der Plan wäre, unterwegs zu zelten. Die Zutaten zum Kochen sind eingekauft – doch als die Dämmerung einbricht, haben wir noch immer keinen geeigneten Platz gefunden, allzu besiedelt oder bewirtschaftet ist die Landschaft. In der kleinen Stadt Kon Tum finden wir ein schliesslich ein Guesthouse. Zum Trost kochen wir das gekaufte Gemüse am nächsten Tag in der Mittagspause unter einem Schatten spendenden Baum. Die Strassen hier sind relativ schlecht unterhalten, doch die wunderschöne Landschaft macht es wieder wett: Mal hügelig, mal wieder endlose Ebenen. Im Zuckerrohranbaugebiet geniessen wir herrlichen Zuckerrohrsaft und staunen immer wieder über die Lastwagen, die vor lauter Zuckerrohr kaum mehr zu sehen sind und unter ihrer Last in jedem Schlagloch gefährlich hin- und herschwanken. Die meisten Fahrzeuge werden hier jedoch von Ochsen gezogen, was den Strassen einen äusserst gemütlichen Charakter vermittelt.
Bald machen wir uns wieder auf Richtung Meer, um ein geeignetes Plätzchen an einem Strand zu finden, wo wir ein paar Tage zelten können. Vom Städtchen Tuy Hoa aus machen wir uns auf Erkundungstour. Das Unterfangen ist nicht einfach, denn unsere Ansprüche sind hoch: ein schöner, einsamer Strand, ein schattiges Plätzchen für unser Zelt und – das schwierigste – eine Süsswasserquelle in der Nähe, um uns das Herantransportieren von Unmengen an Wasserflaschen zu ersparen.
Über google maps suchen wir einige Strände heraus, die in Frage kommen könnten. Es stellt sich schnell heraus, dass es zwar in Vietnam viele wunderschöne einsame Strände hat, doch dass deren Einsamkeit meist einen Grund hat: ein fehlender Weg. Am Abend finden wir uns wieder in einem Guesthouse ein. Über einem herrlichen Fisch in Chilli-Zitronengras-Marinade entscheiden wir uns, am nächsten Tag noch einmal weiterzusuchen. Mithilfe von google maps und unserem GPS fassen wir 5 Strände ins Auge, die wir auskundschaften.
Das kleine Küstensträsschen wird enger und enger, das Meer unter uns glitzert tiefblau und am Wegrand zwitschern farbige kleine Vögel. Der nächste Punkt auf dem GPS rückt näher und als wir um die Kurve fahren, wissen wir, hier den perfekten Strand gefunden zu haben: eine kleine Bucht mit weissem Sand, Schatten spendendes Gehölz und daneben ein grosser, klarer Süsswasserteich. Kommt nur noch die übliche Frage: Hat es einen Weg? Simon macht sich zu Fuss auf. Diagnose: Zu Fuss kommt man bis zum Strand, das Motorrad muss oben bleiben. Schweisstreibende Arbeit wartet auf uns, denn das Gepäck ist so schwer wie der Weg lang ist. 1km durchs Unterholz, über Stein und Sand – doch schlussendlich haben wir es geschafft. Unser Zuhause für die nächsten paar Tage übertrifft all unsere Vorstellungen. Wir stürzen uns in die Wellen.
Die nächsten 3 Tage geniessen wir das Strandleben in vollen Zügen: baden (abwechslungsweise im Meer und im Süsswasserteich), lesen, kochen, schlafen oder einfach den Wellen zuschauen. Dazwischen freuen wir uns über die herrlich saftigen und süssen Früchte, welche Simon in einer heldenhaften Tat am ersten Tag in einem nahegelegenen Dörfchen einkaufen ging: Frische Kokosnuss, Ananas, Wassermelone, Pittahaya, Mangostan, Orangen,… Während den 4 Tagen am Strand sehen wir keinen Menschen und nur ab und zu fährt ein Auto auf der Strasse vorbei, von welcher man eine kurze Strecke von unten sieht. Stattdessen leisten uns wunderschöne, farbige Schmetterlinge und Vögel Gesellschaft. Es tut gut, die Seele baumeln zu lassen und im Kopf all die Erlebnisse zu verschaffen, welche wir in den letzten 3 Monaten machen durften. Wir sind unglaublich dankbar für jeden Tag unserer Reise.
Unvermeidlich wie unsere Weiterfahrt kommt auf die Herausforderung, all unser Gepäck wieder nach oben zu tragen. In der frühen Dämmerung packen wir unsere Sachen und beginnen den Aufstieg. Nach 3 Mal rauf und runter, also insgesamt 6 km Weg sind wir bereit zur Weiterreise: Weiter entlang der Küste soll es gehen, nach Mui Ne. Doch bereits nach knapp 10km wird unser Plan in Frage gestellt, denn unsere Transalp quietscht und klappert plötzlich unüberhörbar laut. Nanu? Wir vermuten ein Problem mit der Kette, welches sich schon ein paar Mal angekündigt hat. Bei genauerem Hinsehen bemerken wir, dass auch die Bremsklötze der hinteren Bremse fast vollständig verbraucht sind. Da keine Werkstatt in der Nähe ist, gibt es nichts anderes als Weiterfahren – halt ohne hintere Bremse. Doch mit jedem Meter, den wir fahren, werden die Geräusche lauter. Also nochmals anhalten, die hintere Bremse halbwegs abschrauben und behelfsmässig befestigen. Auf der rechten Seite taucht eine Werkstatt auf – leider können sie uns nicht helfen, erklären uns jedoch den Weg zu einer 7km entfernten Werkstatt. Wir wagen uns kaum noch zu fahren, doch was anderes bleibt uns übrig?
Bei der Werkstatt angekommen werden wir mit unserem grossen Gefährt zuerst skeptisch beäugt, doch sobald wir das Problem erklärt haben, machen sich die Mechaniker freudig und zielstrebig an die Arbeit. Die Zuschauermenge nimmt stetig zu, zeitenweise stehen über 20 Kinder und Erwachsene um das Motorrad und uns herum, scherzen und lachen mit uns. Währenddessen erneuern die Mechaniker die Bremsklötze und stellen auch noch das wirkliche Problem fest: Das hintere Radlager ist kaputt. Auch dieses können sie auswechseln. Bei der Testfahrt atmen wir auf: Unser Rössli ist wieder auf den Beinen. Freudig über die erneut so unkomplizierte Hilfe in der Garage und etwas enttäuscht, dass bei dieser Gelegenheit Simons Sonnenbrille gestohlen wurde, fahren wir weiter. Als wir in Mui Ne ankommen, ist es bereits dunkel. Ein langer, ereignisvoller Tag!
Für uns bleibt noch eine Woche in Vietnam, welche wir hauptsächlich in Ho Chi Minh City verbringen werden. Euch allen wünschen wir frohe und erholsame Festtage bei hoffentlich viel Schnee und winken fröhlich von unter den Kokospalmen bei rund 30° C! :-)
Our way leads us further south. The fact that the sea is very close, the temperatures are rising steadily and we have been on the road for almost 3 months now, make us take a little break – a vacation from vacation. And where could you do that better than on the beach?
From Hoi An we first drive a little into the hinterland of Vietnam to avoid Highway 1 on the coast. The plan would be to camp on the go. We bought some ingredients for cooking too - but when dawn falls, we still haven't found a suitable place, the landscape is too populated or cultivated. In the small town of Kon Tum we finally find a guest house. As a consolation, we cook the bought vegetables the next day at lunchtime under a shady tree. The streets here are quite poorly maintained, but the beautiful landscape makes up for it: sometimes hilly, sometimes endless plains. In the sugar cane growing area, we enjoy wonderful sugar cane juice and are always amazed at the trucks, which are barely visible due to the sugar cane and which sway dangerously in every pothole under their load. Most vehicles, however, are pulled by oxen, which gives the streets an extremely cozy character.
We soon head back to the sea to find a suitable spot on a beach where we can camp for a few days. We start exploring the coastline after the town of Tuy Hoa. The task is not easy because our demands are high: a beautiful, lonely beach, a shady spot for our tent and - the most difficult - a fresh water source nearby to save us from having to carry tons of water bottles.
We use Google Maps to find a few beaches that could be considered. It quickly turns out that there are many beautiful lonely beaches in Vietnam, but that their loneliness usually has a reason: a missing path. In the evening we find ourselves again in a guesthouse. While enjoying a delicious fish in chilli-lemongrass marinade, we decide to continue looking again the next day. With the help of google maps and our GPS, we are looking at 5 beaches that could meet our expectations.
The small coastal road becomes narrower and narrower, the sea beneath us glitters deep blue and colored little birds chirp along the path. The next point on the GPS is getting closer and when we turn around the corner we know that we have found the perfect beach here: a small bay with white sand, shade-giving trees and next to it a large, clear freshwater pond. There is only the usual question: does it have a path leading to the beach? Simon sets off on foot. Diagnosis: You can walk to the beach, but the motorcycle has to stay next to the road. The luggage is heavy and the way is long, but the exhausting work is worth it. 1km through the undergrowth, over stone and sand - but in the end we make it. Our home for the next few days is beyond our expectations. We plunge into the waves.
The next 3 days we enjoy the beach life to the fullest: swimming (alternately in the sea and in the freshwater pond), reading, cooking, sleeping or just watching the waves. In between we are happy about the wonderfully juicy and sweet fruits that Simon heroically ventured out to buy on the first day in a nearby village: fresh coconut, pineapple, watermelon, dragon fruit, mangosteen, oranges, ... During the 4 days on the beach we see no people and only now and then a car drives past on the street, from which you can see a short distance from below. Instead, beautiful, colorful butterflies and birds keep us company. It is good to let our mind wander and to process in your head all the experiences that we have had in the past 3 months. We are incredibly grateful for every day of our trip so far.
Inevitable as our onward journey comes the challenge of carrying all our luggage back up. In the early twilight we pack our things and start the climb. After 3 times up and down, that is a total of 6 km, we are ready to continue our journey: We should continue along the coast to Mui Ne. But after just under 10km, our plan is questioned, because our Transalp suddenly squeaks and rattles loudly. What is this? We suspect a problem with the chain which has been indicated a few times before. On closer inspection, we notice that the brake pads on the rear brake are almost completely used up. Since there is no workshop nearby, there is nothing more than driving on - just without a rear brake. On closer inspection, we notice that the brake pads on the rear brake are almost completely used up. Since there is no workshop nearby, there is nothing more than driving on - just without a rear brake. But with every meter that we drive, the noise becomes louder. So stop again, unscrew the rear brake halfway and fasten it temporarily. A little motorcycle workshop appears on the right - unfortunately they cannot help us, but tell us the way to a workshop 7 km away. We hardly dare to drive anymore, but what else can we do?
When we arrive at the workshop, we are eyed skeptically with our large vehicle, but as soon as we have explained the problem, the mechanics get to work with joy and determination. The crowd is steadily increasing, at times over 20 children and adults stand around the motorcycle and around us, joking and laughing with us. In the meantime, the mechanics replace the brake pads and discover the real problem: The rear wheel bearing is broken. It can be replaced. We sigh with relief: our green donkey is back on its feet. Happy to see that the help in the garage was so uncomplicated and somewhat disappointed that Simon's sunglasses were stolen on this occasion, we drive on. When we arrive in Mui Ne, it is already dark. A long, eventful day!
We still have a week in Vietnam, which we will mainly spend in Ho Chi Minh City. We wish you all happy and relaxing holidays with hopefully a lot of snow and wave happily from under the coconut palms at around 30 ° C!