28.12.2012
Das Mekongdelta pulsiert: Erste Eindrücke davon bekommen wir in Ho Chi Minh City, Vietnams grösster Stadt, wo Weihnachten so gar nicht besinnlich wirkt. Weiter südlich, in Can Tho, erfahren wir hautnah, was es heisst, am, mit oder auf dem Mekong zu leben.
Ho Chi Minh City (HCMC) ist laut und chaotisch, das merken wir sofort. Anders als in Hanoi sind hier die Strassen viel breiter und die Stadt grosszügig geplant, diese Weitläufigkeit nimmt ihr aber auch etwas an Charme. Wir planen, hier einige Tage zu verbringen, unter anderem auch Weihnachten. Für viele Dinge, die wir noch organisieren müssen, eignet sich die Grossstadt bestens. So bekommt beispielsweise unsere Transalp am ersten Tag eine neue Kette montiert.
Wer denkt, von Weihnachten hätten wir nicht viel mitbekommen, der irrt sich gewaltig. Bereits Wochen im Voraus sind immer mal wieder Nikolausmützen auf der Strasse zu sehen. An Heiligabend staunen wir nicht schlecht, als ganze Strassenzüge gesperrt sind und sich unter den festlich geschmückten Strassenlaternen eine Menschenmasse sondergleichen ansammelt. Nikolausmützen sind nun nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel. Jinglebells in allen möglichen und (leider mehrheitlich) unmöglichen Versionen erklingen an jeder Strassenecke und in der Innenstadt entsteht ein riesiger Stau von Autos und Scootern, die mit ihrem Gehupe ihren Teil zur ohnehin gewaltigen Geräuschkulisse beitragen. Schneesprays, die weisse Schaumflocken produzieren, sind der Renner bei Jugendlichen. Einen Moment lang sind wir überfordert: Wird hier wirklich Weihnachten gefeiert? In einem kleinen feinen Restaurant, welches ehemalige Strassenkinder zu Servicepersonal ausbildet, finden wir eine ruhigere Atmosphäre, die uns mehr entspricht. Wir können es jedoch nicht lassen, uns anschliessend auch noch etwas ins Gewimmel zu stürzen – Weihnachten in HCMC ist verrückt.
Am nächsten Tag besuchen wir das „War Remnants Museum“. Im Hof stehen Panzer und Flugzeuge der Amerikaner aus dem Vietnamkrieg, im Innern des Museums gibt es Fotos und Berichte zu verschiedenen Themen des Krieges zu sehen. Die Ausstellung ist spannend und informativ, doch etwas einseitig beleuchtet. Am Nachmittag geniessen wir die friedliche Stimmung in einem der vielen Parks und den leisen Wind, der durch die Schatten spendende Bäume streicht. Ja, es ist heiss hier: über den Tag wird es meist rund 30° C warm. Noch heisser wird es jedoch, als wir tags darauf wieder in unsere Motorradkleider steigen und weiter Richtung Süden ziehen. Unser Ziel: Can Tho im Mekongdelta mit den berühmten „Floating Markets“, die Märkte auf dem Fluss.
Mit seinen unzähligen Wasseräderchen (s. Karte unten) und dem tropischen Klima ist das Mekongdelta extrem fruchtbar. Unsere Strasse führt durch leuchtend grüne Reisfelder, gesäumt von Kokospalmen und Limonenbäumen. Auf jedem Flecken Erde scheint hier etwas zu wachsen: Neben Früchten und Gemüsen blühen Bougainvillea in den herrlichsten Rottönen, Hibiskus ziert die Hauseingänge und die wohlgeformten Frangipaniblüten verströmen ihren betörenden Duft. Wir nehmen nicht den direktesten Weg, sondern lassen uns von einer Fähre über einen Arm des Mekongs chauffieren, um dort über ein Landsträsschen durch kleine Dörfer zu tuckern. Die Eiskaffees in kleinen Strassencafés für umgerechnet knapp 30 Rappen mit dem typischen süssen vietnamesischen Kaffee lindern die Hitze ein wenig.
Am Nachmittag erreichen wir das Städtchen Can Tho. Die Transalp lässt uns nicht viel Zeit, ein Guesthouse zu suchen: dem Knattern entnehmen wir, dass das Radlager, welches wir erst letzte Woche ersetzt haben, erneut kaputt sein muss. Kein Wunder, denn dieses wäre eigentlich für Scooter und nicht für grosse Motorräder wie unseres mit all unserem schweren Gepäck gedacht. Der Mechaniker verspricht uns Besserung mit einer anderen Marke, welche nun auch für grössere Motorräder geeignet sein soll. Wir hoffen das Beste.
Frühmorgens am nächsten Tag statten wir den Floating Markets einen Besuch ab. Bereits um sieben Uhr sitzen wir in einem kleinen Boot und reihen uns gemächlich in den Strom der vielen anderen Boote ein. Hier werden Gemüse und Früchte begutachtet, gehandelt, gewogen und schliesslich über den Bootsrand hinweg bezahlt. Die gerade erst aufgegangene Sonne zaubert goldene Flecken aufs Wasser, auf dem einige dutzend Boote den grössten schwimmenden Markt des Mekongdeltas bilden. Wir staunen, fotografieren und geniessen einen frischen Kaffee, der uns vom Boot nebenan verkauft wird. Die Marktkultur in Vietnam gefällt uns ausserordentlich gut: Wenn wir an die Supermärkte in der Schweiz denken mit ihren langen sterilen Kühlregalen, schaudert uns fast ein wenig. Wie viel charmanter ist es doch, durch den lauten und chaotischen Markt zu gehen, einen Schwatz mit der Marktfrau zu halten und um die Preise der Früchte zu feilschen…!
Da unsere Zeit in Vietnam rasant zu Ende geht, steht an diesem Tag auch noch die Fahrt nach Cu Chi auf dem Programm, von wo aus wir am Samstagmorgen die Grenze zu Kambodscha überschreiten, bzw. –fahren werden. Voller schöner Eindrücke und grosser Dankbarkeit schauen wir auf die letzten 4 Wochen zurück, die wir in Vietnam verbringen durften. Nun bricht bereits der 4. Reisemonat an, welcher gleichzeitig auch der Anfang eines neuen Jahres bedeutet. Wir wünschen euch allen einen guten Rutsch und ein fröhliches und glückliches neues Jahr 2013!
The Mekong delta bamboozles: This is the first impression that we get in Ho Chi Minh City, Vietnam's largest city, where Christmas doesn't seem so peaceful. Further south, in Can Tho, we experience up close what it means to live along, with, or even on the Mekong.
Ho Chi Minh City (HCMC) is loud and chaotic, that’s the first thing we notice immediately. Unlike in Hanoi, the streets here are much wider and the city is generously planned, but this vastness also takes away some of its charm. We plan to spend a few days here, including Christmas. The big city is ideal for many things that we still have to organize. For example, our Transalp is equipped with a new chain on the first day.
Anyone who thinks we haven't noticed much from Christmas couldn't be more wrong. Here, Santa hats can already be seen on the street weeks before the holiday. On Christmas Eve we are amazed when entire streets are blocked and a crowd of people of an unprecedented size gathers under the festively decorated street lamps. Santa hats are no longer the exception, but the rule. Jinglebells in all possible and (unfortunately mostly) impossible versions sound on every street corner and in the city center there is a huge traffic jam of cars and scooters, which with their horns contribute their part to the already immense background noise. Snow sprays that produce white foam flakes are trending with teenagers. For a moment we are overwhelmed: we did not expect that! In a small cozy restaurant, which trains former street children as service staff, we find a quieter atmosphere. Still, after dinner, we can not stop ourselves from mingling a bit with the crowds - Christmas in HCMC is just too crazy to miss it.
The next day we visit the "War Remnants Museum". In the courtyard, American tanks and planes from the Vietnam War are displayed, inside the museum there are photos and reports on various topics of the war. The exhibition is interesting and informative, but we feel that it is portrayed somewhat one-sidedly. In the afternoon we enjoy the peaceful atmosphere in one of the many parks and the gentle wind that blows through the shady trees. Yes, it is hot here: it usually gets around 30 ° C during the day. However, it gets even hotter when we have to put on our motorcycle clothes the next day again and move further south. Our goal: Can Tho in the Mekong Delta with the famous "Floating Markets", the markets on the river.
With its countless water veins (see map below) and the tropical climate, the Mekong Delta is extremely fertile. Our road leads through bright green rice fields, lined with coconut palms and lime trees. Something seems to grow on every corner of the earth: In addition to fruits and vegetables, bougainvillea bloom in the most beautiful shades of red, hibiscus adorns the house entrances and the well-shaped frangipani flowers exude their beguiling fragrance. We do not take the most direct route, but let a ferry chauffeur us over an arm of the Mekong and chug over a country lane through small villages. The ice coffees in small street cafes for around 30 cents with the typical sweet Vietnamese coffee relieve the heat a little.
In the afternoon we reach the town of Can Tho. The Transalp does not leave us much time to look for a guesthouse: from the crackling we can hear that the wheel bearing, which we only just replaced last week, must be broken again. No wonder, because this was actually intended for scooters and not for large motorcycles like ours with all our heavy luggage. The mechanic promises improvement with another brand, which should now also be suitable for larger motorcycles. We hope for the best.
Early the next morning we pay a visit to the floating markets. Already at seven o'clock we sit in a small boat and leisurely join the stream of many other boats. Here, vegetables and fruits are examined, traded, weighed and finally paid over the edge of the boat. The rising sun conjures up golden spots on the water, on which a few dozen boats form the largest floating market in the Mekong Delta. We are amazed by the views and enjoy a fresh cup of coffee that is sold to us from the boat next to us. We particularly like the market culture in Vietnam: When we think of the supermarkets in Switzerland with their long sterile refrigerated shelves, we almost shudder a little. How much more charming is it to walk through the noisy and chaotic market, to have a chat with the market woman and to haggle over the prices of the fruits..!
Since our time in Vietnam is rapidly coming to an end, we are heading to Cu Chi on the same day. From here, we will cross the Cambodian border on Saturday morning. Filled with beautiful memories and gratitude, we look back at the last 4 weeks that we got to spend in Vietnam. Now the fourth month of travel begins, which also means the beginning of a new year. We wish you all a happy new year 2013!