28.09.2013
Ein Jahr unterwegs, so viele Eindrücke, so viel erlebt. Ich dachte, nach einem Jahr Reisen, sollten wir dann mal genug haben – weit gefehlt! Die Reiselust ist ein Gefühl, dass sich mit zunehmenden Reisen nicht stillt sondern immer weitere Kreise zieht. Dies liegt wohl auch in der Natur der Sache: Man kann nie alles sehen, selbst wenn man noch so viel Zeit an einem Ort, in einem Land verbringt – die Neugierde an Neuem ist nie gestillt. Von Simon
In diesen Tagen, wenn wir über das erlebte sprechen, oder wenn wir mit Freunde zusammen unsere Erlebnisse und Erfahrungen austauschen, sind meine Gedanken immer bereits bei zukünftigen Reisen, bei Träumen von weiteren fernen Länder und weiteren fremden Kulturen. Das Gute an der Sache ist zweifellos, dass Mutter Erde noch so viel Spannendes auf Lager hat das es noch zu entdecken gilt.
Häufig denke ich an die Planungszeiten unserer Reise zurück. Dabei realisiere ich, wie schnell alles geplant war. Im Frühling 2012 entschieden wir, dass wir für ein Jahr auf Reisen gehen werden, im Herbst desselben Jahres setzten wir unsere Pläne in die Tat um. Richtig realisiert habe ich die Tatsache jetzt auf Reise zu sein wohl erst, als wir mit unserem Motorrad Bangkok hinter uns liessen und gen Osten in Richtung Laos fuhren. Mir wurde klar, dass dies jetzt ein neuer Lebensstil sein wird. On the road, on the go – Nomadenleben halt. Richtig vorbereitet dafür ist man wohl nie, aber solange die Grundhaltung stimmt, fühlte ich mich wohl gewappnet für die Herausforderungen. Die Grundhaltung, alle Vorurteile zuhause zu lassen, wurde im Flugzeug als wir direkt hinter einer Gruppe pöbelnder Russen die Nacht verbrachten, zwar bereits schon mal einer Prüfung unterzogen. Dies war dann wohl auch das einzige Mal auf unserer Reise. Jeder Teil unserer Reise hatte seine ganz bestimmten speziellen Erlebnisse. Bleibend sind häufig die kleinen vermeintlich nebensächlichen Ereignisse. Zum Beispiel als wir das erste Mal aus dem Grossstadtdschungel Bangkok herausfahren und im richtigen Dschungel auf einer kleinen Anhöhe anhalten und dieser wunderschöne blaue Schmetterling neben uns vorbei fliegt oder die phänomenal guten chinesischen Nudel die wir irgendwo in einer beliebigen chinesischen Stadt von einer Strassenverkäuferin gegessen haben oder die schon fast surreal anmutende Schönheit der vietnamesischen Fischerdörfer an der Küste sind einige Situationen, die mir besonders geblieben sind.
Die Kinder von Dinajpur, Bangladesch werden mir wohl auch nie aus dem Kopf gehen. Auch nicht die Aussicht vom indischen Darjeeling in das Vierländereck von Indien, China, Nepal und Buthan mit den riesigen majestätischen Bergen im Hintergrund und die tiefen Täler unter uns liegend. Der kitschig golden glänzenden Sikh Tempel im indischen Amritsar, der sich im umliegenden Teich in der Nacht im flachen Wasser spiegelt und die unglaublich willkommen heissende Art der Gläubigen stellte ein Höhepunkt von Indien dar. Die Wüste an der Grenze zu Pakistan war bereits schon eindrücklich aber noch majestätischer wurde die Wüste im Oman. Die Wüste hat mich schon immer fasziniert, auch in früheren Reisen in den Nahen Osten, aber mit dem Motorrad durch diese Weiten zu cruisen löste ein Glücksgefühl sondergleichen in mir aus. Die Wüste. Da kann ich problemlos einfach eine Stunde da stehen und nur staunen - so faszinierend. Die iranische Gastfreundschaft durften wir in der abgelegenen Region im Norden des Landes in ihrer ganzen Fülle erfahren. Über den Bosporus zu fahren, bedeutete auch, wieder in Europa zu sein. Ein spezielles Gefühl obwohl es von Istanbul aus immer noch weit ist bis nach Bern. Osteuropa, eigentlich beinahe von der Haustür erreichbar bot auch seine positiven Überraschungen und Gelegenheit einige schon fast beschämende Lücken im Verständnis des eigenen Kontinentes zu schliessen.
Das unmittelbare Nachhausekommen kam nicht unerwartet, wir sind ja praktisch die ganze Reise lang „nach Hause“ gefahren. Die zweite und dritte Woche zu Hause waren umso befremdender. So nach einer Woche am selben Ort und ich hatte das Bedürfnis endlich weiter zu ziehen. Stehen wir heute vor unserer grossen Weltkarte in der Küche, unterhalten wir uns über das erlebte, doch insgeheim schwenkt der Blick bereits weiter in Richtung neuer Horizonten. Unsere treue Transalp kann sich wohl doch noch nicht zur Ruhe setzen.
A year on the road, so many impressions, so much experienced. I thought that after a year of traveling, we will have enough - far from it! The desire to travel is a feeling that, with increasing travel, does not stop, but rather continues to expand. This is probably also in the nature of things: You can never see everything, no matter how much time you spend in one place, in a country - curiosity about new things is never satisfied. By Simon
In these days, when we talk about what we have experienced, or when we share our experiences with friends, my thoughts are always on future trips, on dreams of further distant countries and further foreign cultures. The good thing is undoubtedly that Mother Earth still has so many exciting things in store that are still to be discovered.
I often think back to the times we planned our trip. I realize how quickly everything was planned. In the spring of 2012 we decided that we would be traveling for a year, in the fall of the same year we put our plans into practice. I probably only really realized the fact that I was traveling now when we left Bangkok behind us on our motorcycle and drove east towards Laos. I realized that this is going to be a new lifestyle now. On the road, on the go - nomadic life. You are probably never properly prepared for this, but as long as the basic attitude is right, I felt well armed for the challenges. The basic attitude of leaving all prejudices at home was already tested on the plane when we spent the night directly behind a group of rioting Russians. This was probably the only time on our trip. Every part of our trip had its own special experiences. The small, supposedly incidental events are often the ones that linger on in my memory. For example, when we drive out of the urban jungle of Bangkok for the first time and stop in the real jungle on a small hill and this beautiful blue butterfly flies by next to us or the phenomenally good Chinese noodle that we ate from a street vendor somewhere in any Chinese city or the almost surreal beauty of the Vietnamese fishing villages on the coast are some of the situations that stuck with me.
The children from Dinajpur, Bangladesh will probably never get out of my head. The same goes for the view from the Indian Darjeeling into the quadrangle of India, China, Nepal and Bhutan with the huge majestic mountains in the background and the deep valleys below us. The kitschy golden shining Sikh temple in Amritsar, India, which is reflected in the shallow water in the surrounding pond at night and the incredibly welcoming nature of the believers was a highlight of India. The desert on the border with Pakistan was already impressive but still the desert in Oman became more majestic. The desert has always fascinated me, even on previous trips to the Middle East, but cruising through these vast expanses on a motorcycle made me feel unrivaled in happiness. The desert. I can just stand there for an hour and just be amazed - so fascinating. We were able to experience the Iranian hospitality in all its fullness in the remote region in the north of the country. Driving across the Bosphorus also meant being back in Europe. A special feeling although it is still a long way from Istanbul to Bern. Eastern Europe, actually almost accessible from the front door for us, also offered its positive surprises and the opportunity to close some almost shameful gaps in the understanding of one's own continent.
Coming home didn’t come as a shock, as we drove “home” for practically the entire trip. The second and third weeks at home were all the more strange. So after a week in the same place and I finally felt the need to move on. When we stand in front of our large map of the world in the kitchen today, we talk about what we have experienced, but secretly our gaze is already waving towards new horizons. You see, our loyal Transalp cannot retire yet.