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07.10.2012

Thailand: Warten auf das Motorrad.

So genau kann man die Gezeiten auf hoher See wohl doch nicht voraussagen. Die Ankunft unseres Motorrads hat sich noch weiter verzögert. Doch was lange währt, wird endlich gut.

Während unser Container wohl friedlich über die Weltmeere schippert, machen wir wohl oder übel im wahrsten Sinne des Wortes Bekanntschaft mit der übleren Seite des hiesigen Essens. Zwei Tage geht es Josephine ziemlich schlecht. Aber glücklicherweise stabilisiert sich die Darmflora und Fauna wieder, bevor es dramatisch werden kann. In der Chronologie der Geschichte bekommt auch noch Simon, sobald es Josephine wieder ein wenig besser geht, ein leichtes Fieber begleitet von einer Magenverstimmung. Doch nach einem Tag Ruhe stabilisiert sich die Lage und wir können uns am Sonntag wieder in einem wenig grösseren als überlebensnotwendigen Radius von unserem Guesthouse bewegen.

Ein wenig Bötli fahren macht immer Spass. Wir wagen auch einen kleinen Blick in das Touristenquartier von Bangkok. Der Unterschied ist enorm und wieder einmal können wir den verheerenden Einfluss aus dem Westen wahrnehmen. Dieses Quartier ist austauschbar mit jedem anderen Touristenquartier in jeder beliebigen Grossstadt der Welt. Das hat nichts mehr mit dem Bangkok zu tun, was wir sonst kennen und schätzen gelernt haben. Hotel an Hotel, alle wollen einem etwas verkaufen, obwohl die Thais sonst das Gegenteil von aufdringlich sind. Auch die Authentizität ist nicht mehr vorhanden. Europäer und Amerikaner scheinen die einzigen Bewohner dieses Quartiers zu sein.

Szenenwechsel: Chinatown. Chinesischer Kitsch ist das dominierende Thema in den Läden. Der Markt birgt jegliche skurrile vor- und unvorstellbare Dinge, die wohl offiziell auch gegessen werden (zB. Haifischflossensuppe). Das Leben hier beginnt nach Sonnenuntergang. Das Gewühl auf der Strasse ist hier wesentlich extremer als in anderen Quartieren: Leuchtreklamen und andere Lampen erhellen die Umgebung, die ganze Bevölkerung scheint auf der Strasse zu sein um sich bei einen der etlichen, meist hervorragenden, Strassenküchen für unglaublich wenig Geld zu verpflegen. So auch wir.

Zeichen der Globalisierung sind überall zu finden, wenn man sie nur sucht: im grossen Siam-Einkaufszentrum, welches wir am regnerischen Montag besuchen, sind sie jedenfalls mehr als offensichtlich. Identische Plakatwerbung, wie wir sie vor 2 Wochen noch in der Berner Innenstadt angetroffen haben, zieren auch hier die Wände, die Geschäfte sind dieselben, die wohl auch in den meisten anderen Grossstädten dieser Welt in überklimatisierten Einkaufszentren ihren Platz gefunden haben. Aus diesem globalen Einheitsbrei flüchten wir uns in ein Büchergeschäft: Bücher in englischer Sprache, wenigstens ein Vorteil unserer kleiner werdenden Welt.

Regnerisches und zum Teil schon fast stürmisches Wetter erleben wir auch am Dienstag. Morgens machen wir uns nochmals zum „Green Tower“ auf, um Neuigkeiten über unser Motorrad zu erhalten. Heute werde der Container entladen, erfahren wir, und morgen sei dann auch unser Motorrad abholbereit. Also am Mittwoch! Wir freuen uns. Den Rest des Nachmittags verbringen wir mit einer neuen Entdeckung: Busfahren. Die Bustickets kosten ca. 25 Rappen und man kommt damit durch die ganze Stadt. Das Tempo ist dabei deutlich langsamer als wenn man die Metro oder den Skytrain nehmen würde, doch die Aussicht ist definitiv besser. So lassen wir uns etwa 1,5h lang glücklich durch die Stadt gondeln, trinken irgendwo einen Kaffee und fahren wieder zurück. Sightseeing mal auf die einfache Art :-)

Die geheimen Prozesse, die es braucht, um an einen richtigen Schalter zu kommen, scheinen den Thais vorbehalten zu sein.

Am Mittwoch ist es dann soweit. Um 10 Uhr kommen wir erwartungsvoll bei der Port Authority of Thailand an. Die geheimen Prozesse, die es braucht, um an einen richtigen Schalter zu kommen, scheinen den Thais vorbehalten zu sein, jedenfalls durchblicken wir das System überhaupt nicht. Die thailändische Freundlichkeit rettet uns wieder mal: eine liebe Dame nimmt sich uns an und schleust uns von einem Schalter zum nächsten, um die benötigten Stempel und Formulare zu erhalten. Nach gut 10 Minuten stehen wir wieder draussen. Nun ab zum Hafen! Laut GPS liegt dieser nicht weit von der Port Authority und wir machen uns trotz der brennenden Sonne zu Fuss auf den Weg. Schon bald taucht auch das Tor zum Hafen auf, problemlos können wir passieren. Das wirkliche Labyrinth wartet erst noch auf uns… das Hafengelände ist schlicht endlos gross. Da uns auch die spärlichen Schilder nicht weiterhelfen, fragen wir wahllos einen Beamten, der uns daraufhin ganz selbstverständlich in seinem riesigen Lastwagen an den richtigen Ort, zum richtigen Büro und sogar zum Chef persönlich begleitet. Dass alles so einfach sein soll, ist schon fast verdächtig. Und tatsächlich fehlt uns doch noch ein Formular von der Zollbehörde, d.h. wir muüssen den ganzen Weg nochmals zurück. Als der Chef uns mehrmals staunend fragt, ob wir wirklich zu Fuss unterwegs seien (ja ja, die Schweizer), bringt auch er uns mit seinem Auto zur entsprechenden Stelle – welche sich, ironisches Detail, genau neben der Port Authority befindet. Leider ist dann gerade Mittagszeit und wir können erst am Nachmittag wiederkommen. Danach klappen die Formalitäten jedoch problemlos und ein Taxi bringt uns erneut zurück zur Lagerhalle, wo sich wohl auch unser Paket schon befindet. Nach einer weiteren halben Stunde Warten werden wir zu unserer Kiste geführt. „Billeter, Bangkok“, voilà.

Sobald wir die Folie der Kiste entfernt haben, stehen rund 10 Leute um uns herum, die uns eifrig helfen. Auspacken, Zurrgurte lösen, Lenker und Vorderrad montieren, dazwischen grosse Diskussionen auf Thai über Motorräder und Benzinkanister (das kennen sie hier scheinbar nicht). Selbstverständlich, dass ein Jugendlicher Joséphine mit seiner Vespa zur Tankstelle fährt um den Kanister zu füllen. Die Freundlichkeit, die wir an diesem Tag erfahren, überwältigt uns. Nach knapp einer Stunde ist die Transalp startklar. Ein Angestellter fährt uns bis zum Ausgang des Hafens voraus und führt uns durch den Checkpoint.

Erleichtert, glücklich und zufrieden kehren wir durch die chaotischen Strassen (Linksverkehr) zurück zu unserem Hostel. Ab Morgen (Donnerstag), sind wir unterwegs. Einen nächsten Bericht werden wir wohl erst in Laos schreiben.

Thailand: Waiting for the Motorcycle.

It is difficult to predict the tides on the high sea. The arrival of our motorcycle has been delayed again. But good things come to those who wait.

While our container is sailing peacefully across the world's oceans, we get to know another side of the local food. For two days Josephine feels quite sick. Fortunately, the intestinal flora and fauna stabilizes again before it becomes too dramatic. In the chronology of the story, as soon as Josephine feels a little better, Simon also gets a slight fever accompanied by an upset stomach. But after a day of rest, the situation stabilizes and on Sunday we are able to expand our radius again.

Boat rides are always fun. So we head out and take a look at the tourist area of Bangkok. The difference is enormous and once again we realize how western influences can distroy the local atmosphere. This area is interchangeable with any other tourist area in any major city anywhere in the world. It has nothing to do with Bangkok anymore, which we otherwise got to know and appreciate very much. Hotel after hotel, everyone wants to sell us something, although the Thais are usually the opposite of pushy. Authenticity is in these areas no longer available. Europeans and Americans seem to be the only residents of this neighborhood.

Change of scene: Chinatown. Chinese kitsch is the dominant theme in stores. The market holds all kinds of bizarre and unimaginable things that are probably also officially eaten (e.g. shark fin soup). Life here begins after sunset. The bustle on the street is much more extreme than in other quarters: neon signs and other lamps illuminate the surroundings, the whole population seems to be on the street to eat in one of the many, mostly excellent, street kitchens for incredibly little money. So do we.

Signs of globalization can be found everywhere, if you just look for them: in the large Siam shopping center, which we visit on a rainy Monday, they are more than obvious. Identical poster advertising, as we found two weeks ago in downtown Bern, also adorn the walls here, the shops are the same that probably also found their place in most other big cities in the world in over-air-conditioned shopping centers. We escape from this global unity into a book store: books in English, at least one advantage of our shrinking world.

We also experience rainy and almost stormy weather on Tuesday. In the morning we go to the "Green Tower" again to receive news about our motorcycle. We learn that the container will be unloaded that same day, and the day after, our motorcycle will be ready for collection. Which means on Wednesday! We are happy. We spend the rest of the afternoon with a new discovery: riding the bus. The bus tickets cost about 25 cents and you can travel through the whole city. The pace is significantly slower than if you took the metro or the sky train, but the view is definitely better. So we happily trundle through the city for about 1.5 hours, have a coffee somewhere and ride back again. Sightseeing the easy way :-)

The secret processes that are required to get to the correct counter seem to be understood only by the Thais.

On Wednesday, the day has come. We arrive at the Port Authority of Thailand at 10 a.m. The secret processes that are required to get to the correct counter seem to be understood only by the Thais, at least we don’t figure out how the system works. But the friendliness of the Thais saves us again: a friendly lady leads us and shoves us from one counter to the next to get the required stamps and forms. After a good 10 minutes we are outside again. Now off to the port! According to the GPS, this is not far from the Port Authority and we set off on foot despite the blazing sun. Soon, the gate to the port appears, we pass without any problems. The real labyrinth is waiting for us inside ... the port area is enourmous. Since the sparse signs don’t help us, we ask an official, who then accompanies us personally in his huge truck to the right place, the right office and even the boss. It is almost suspicious that everything seems to be so easy. And in fact we still lack a form from the customs authority, which means that we have to go all the way back again. When the boss asks us several times in astonishment whether we have really been walking here (yes, the Swiss...), he also brings us with his car to the appropriate place - which, ironically, lies right next to the Port Authority. Unfortunately it is lunch time by now and we can only come back in the afternoon. After that, the formalities go smoothly and a taxi brings us back to the warehouse, where our package is already waiting. After another half an hour we are actually led to our box. "Billeter, Bangkok", there it is!

As soon as we remove the wrapping from the box, around 10 people appear, eager to help. Unpacking, loosening the lashing straps, mounting the handlebars and front wheel, and in between big discussions in Thai about motorcycles and petrol canisters (they don't seem to know that here). Without saying, a youngster drives Joséphine on his Vespa to the next gas station to fill the canister. The kindness we experience that day overwhelms us. The Transalp is ready to go after an hour. An employee drives us to the exit of the port and leads us through the checkpoint.

Relieved, happy and satisfied, we return to our hostel through the chaotic streets (left-hand traffic). From tomorrow (Thursday) we are on the road. We will probably only write a next report in Laos.

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