02.04.2013
Unser Weg führt von Lumbini weiter nach Nepalgunj, wo wir herzlich von einem Nepalesischen Freund in seinem Haus aufgenommen werden. Wir verbringen gemeinsam zwei Tage bevor wir uns weiter in Richtung Norden im Bardia Nationalpark an die Fährte des Tigers heften.
Der Weg nach Nepalgunj führt uns über weite Teile durch schöne, kühle Wälder. Auf guter Strasse kommen wir schnell vorwärts. Etwa 40km vor unserem Ziel geschieht die Sensation: Wir sehen ein nepalisches Pärchen am Strassenrand neben ihrem Motorrad eine Pause einlegen und realisieren sofort, dass dies Kamal, unser Freund, und seine Frau sind. Joséphine hat Kamal letzten September in der Schweiz während einer Konferenz kennengelernt. Wir folgen ihnen für die restlichen Kilometer in ihre Stadt. Kurzerhand laden sie uns in ihr Heim ein und lassen uns unter ihrem Dach schlafen. Sie teilen mit uns ihr Essen, ihr Haus, ihre Gemeinschaft – wir sind überwältigt von solch einer Gastfreundschaft. Kamal arbeitet mit Drogenabhängigen und deren Familien zusammen. Er begleitet Süchtige und versucht ihnen einen anderen Weg aufzuzeigen, führt aber auch Präventionsprogramme in Schulen durch. Wir sind begeistert von seinem unermüdlichen Engagement für seine Landsleute in Not. In seinem Haus lernen wir auch seine drei Kinder kennen und spielen mit seinen zwei quirligen Söhnen oder unterhalten uns mit der älteren Tochter. Wir verbringen so als Teil der Familie zwei wunderschöne Tage.
Nepalgunj ist eine Grenzstadt, Indien ist nur einen Steinwurf entfernt. Dies ist sowohl Fluch als auch Segen. So profitiert die Stadt vom Grenzhandel ist jedoch auch Umschlagplatz für Drogen und Menschenhandel. So besuchen wir am Samstag zwei Familien, die dies am eigenen Leib erfahren mussten. Beiden Familien ist gemein, dass sie in bitterer Armut leben, der Vater gewalttätig und drogen- und alkoholabhängig ist und ihnen eine Tochter gestohlen wurde. Die erste Familie verlor ihre Tochter als sie 15 Jahre alt war. Unterdessen haben sie sie jedoch wieder gefunden: Sie wurde in Indien an einen älteren Mann verheiratet. Die zweite Familie verlor vor eineinhalb Jahren ihre 8-jährige Tochter – bis heute haben sie keine Spur von ihr gefunden. Das Schicksal und die Hilflosigkeit in ihrer Situation berühren uns tief lassen uns aber doch keine andere Wahl, als diese schreiende Ungerechtigkeit als solche stehen zu lassen. Der Abschied von Kamal uns seiner wunderbaren Familie kommt unweigerlich am nächsten Tag und wir machen uns weiter auf in Richtung Norden.
Nicht weit weg von Nepalgunj liegt der Bardia Nationalpark, ein abgelegenes Gebiet, ideal zum Beobachten von Wildleben. Der letzte Abschnitt führt uns über eine Buckelpiste und durch Flussbette, die wohl nur in der Trockenzeit passierbar sind. Ein idyllisches Dorf mit einfachen Lehmhäusern weckt in uns automatisch den Abenteuergeist. Wir finden eine schöne Lodge und richten uns in einem kleinen mit Stroh bedeckten Lehmhäuschen ein. Am nächsten Morgen früh geht’s dann auch bereits los: Zusammen mit einer Holländerin und zwei lokalen Guides von der Lodge machen wir uns auf in den Park. Was uns augenblicklich gefällt, ist die unglaubliche Vielfalt an Vögeln: Wir sehen vom mächtigen grossen Adler bis zum kleinen farbigen Kingfisher dutzende unterschiedliche Arten und machen uns einen Spass, möglichst viele davon vor die Linse zu bekommen. Unterwegs entdecken wir erste Anzeichen vom König des Dschungels: Wir sehen drei Fährten, zwei davon von erwachsenen und eine von einem jungen Tiger. Dann plötzlich ein lautes Rascheln im Unterholz: nicht weniger als vielleicht 50m von uns hören wir das Fauchen eines jagenden Tigers. Das lässt uns alle, inklusive die zwei Guides, zusammenzucken. Einen Tiger zu überraschen kann schnell gefährlich werden. Nach kurzem Warten gehen wir wieder zurück und machen einem Umweg um das Gebiet.
Nach einer weiteren Stunde Wandern erreichen wir einen schönen Flusslauf und folgen ihm in Richtung Norden bis wir einen Platz erreichen, wo der Tiger sich regelmässig im Wasser abkühlt und wo auch sonst eine viel frequentierte Wasserstelle für Wildtiere ist. So ducken wir uns ins Unterholz und warten. Regelmässig kommen unterschiedliche Sorten von Wild vorbei, einmal sogar eine ganze Herde von ca. 20 Barasingha Hirschen mit mehreren Kitzen, die anmutig im Fluss trinken und dann elegant auf der anderen Seite im Wald verschwinden. Ein Krokodil sonnt sich, halb im Wasser liegend den Rücken in einem kleinen See neben dem Fluss. In der Kühle des Abends kommt plötzlich eine Nashornmutter mit ihrem Jungen aus dem Wald und beide nehmen für eine halbe Stunde ein Bad. Wir hören mehrmals das Brüllen eines Tigers bekommen in aber leider nie zu Gesicht. Glücklich und zufrieden marschieren wir während dem Sonnenuntergang auf Elefantenpfaden wieder zurück zum Parkeingang. Diese wunderschöne und vielfältige Tierwelt beobachten zu dürfen ist eine tolle Erfahrung.
Morgen Mittwoch verlassen wir Nepal bereits wieder und brechen in Richtung Indien auf wo wir uns noch dem Westen des Himalajas nähern werden.
Our way continues from Lumbini to Nepalgunj, where we are warmly welcomed by a Nepalese friend in his house. We spend two days together before we follow the trail of the tiger further north in the Bardia National Park.
The way to Nepalgunj leads us in large parts through beautiful, cool forests. We make rapid progress on a good road. About 40km before arriving at our destination the sensation happens: We see a Nepalese couple on the roadside taking a break next to their motorcycle and immediately realize that this is Kamal, our friend, and his wife. Joséphine met Kamal at a conference in Switzerland last September. We follow them for the remaining kilometers into their city. Without further ado, they invite us to their home and let us stay under their roof. They share their food, their home, their community with us - we are overwhelmed by such hospitality. Kamal works with drug addicts and their families. He accompanies addicts and tries to show them another way, but also runs prevention programs in schools. We are enthusiastic about his tireless commitment to his compatriots in need. In his house we also get to know his three children and play with his two lively sons or chat with the older daughter. We spend two wonderful days as part of the family.
Nepalgunj is a border town, India is just a stone's throw away. This is both a curse and a blessing. The city benefits from border trade, but it is also a hub for drugs and human trafficking. So on Saturday we visit two families who had to experience this first hand. Both families have in common that they live in abject poverty, the father is violent and addicted to drugs and alcohol and a daughter has been stolen from them. The first family lost their daughter when she was 15 years old. In the meantime, however, they have found her again: She was married to an older man in India. The second family lost their 8-year-old daughter a year and a half ago - until today they have not found any trace of her. The fate and the helplessness in their situation move us deeply. The farewell from Kamal and his wonderful family comes too early the next day and we head further north.
Not far from Nepalgunj is Bardia National Park, a remote area ideal for wildlife viewing. The last section leads us over a bumpy road and through river beds, which are probably only passable in the dry season. An idyllic village with simple mud houses automatically awakens the spirit of adventure in us. We find a nice lodge and settle in a small, straw-covered mud house. The next morning starts early: Together with a Dutch woman and two local guides from the lodge, we set off for the park. What we like right away is the incredible variety of birds: We see dozens of different species, from the mighty big eagle to the small colored kingfisher, and we have fun getting as many of them in front of the camera lens. On the way we discover the first signs of the king of the jungle: We see three tracks, two of them from an adult and one from a young tiger. Then suddenly there is a loud rustling in the undergrowth: no less than perhaps 50m from us we hear the hissing of a hunting tiger. That makes us all, including the two guides, wince. Surprising a tiger can be very dangerous. After a short wait we turn around and make a detour around the area.
After another hour of hiking we reach a beautiful river and follow it north until we reach a place where the tiger regularly cools down in the water and where there is also a much frequented watering hole for wild animals. So we duck into the undergrowth and wait. Different types of game come by regularly, once even a whole herd of around 20 Barasingha deer with several fawns, who drink gracefully in the river and then elegantly disappear on the other side in the forest. A crocodile is sunbathing with its back half in the water in a small lake next to the river. In the cool of the evening a mother rhino and her boy suddenly come out of the forest and they both take a bath for half an hour. We hear the roar of a tiger several times, but unfortunately we never see it. Happy and satisfied, we hike back to the park entrance on elephant paths during sunset. Watching this beautiful and diverse wildlife is a great experience.
Tomorrow Wednesday we will leave Nepal and set off for India, where we will approach the west of the Himalayas.