04.08.2013
Von Kappadokien aus bringt uns eine zweitätige Fahrt nach Istanbul und somit auch wieder zurück nach Europa. Dort bereiten wir uns auf den letzten Teil unserer Reise vor und geniessen die Grossstadtluft.
Wie in jedem bisher bereisten Land sind Fahrten durch das Hinterland auch in der Türkei äusserst lohnenswert. Unser Schlafplatz am Dienstag ist einer der Plätze, nach denen wir uns im Winter in der Schweiz sehnen werden. Nach der Fahrt durch ein enges Tal erreichen wir den Gipfel, von dem wir eine fantastische Aussicht geniessen können, auf dem Hügel nebenan blökt eine Herde Tiere, ab und zu fährt eine kühle Böe durch die Bäume, ansonsten ist es still. Das frische Brot und die Früchte, die wir vorher noch beim Bauern eingekauft haben, schmecken draussen noch besser. Bald schon wird es empfindlich kühl und wir verziehen uns ins Zelt, wo sich die untergehende Sonne mit tanzenden Schatten verabschiedet.
Morgens führt uns unser Weg wir durch eine Gegend, die uns in aller Klarheit die Auswirkungen der Landflucht zeigt. Wir fahren durch intensiv würzig riechende Kiefernwälder, in denen die Kälte der Nacht noch hängt, herrlich plätschernde Bäche winden sich durch die Landschaft. Was für eine raue Schönheit! Doch diese zieht auch raue Lebensbedingungen nach sich: im Winter ist es hier bitterkalt, die einfachen Holzhäuser sind schlecht oder gar nicht isoliert, die Menschen sind weggezogen. Traurige Fensteraugen blicken aus den verwaisten Häusern sehnsüchtig in die Ferne, leiser Wind bewegt von Zeit zu Zeit mit fast unhörbarem Knarren eine Tür, ein Tor. Nur einige wenige Häuser weisen Zeichen auf, dass hier noch jemand wohnt. Eine Satellitenschüssel, ein verrostetes Auto, ein gackerndes Huhn. Es sind die Alten, die zurückgeblieben sind. Sie treiben die Kühe aufs Feld, sitzen bei der Schafherde oder am Strassenrand. Ihre Gesichter erzählen Geschichten von besseren Zeiten, und in ihren Augen lesen wir die Trauer darüber, dass am Ende ihrer Tage niemand da sein wird, der ihr Lebenswerk fortführen wird. Was wird mit all den Höfen, den Tieren, wenn sich die ländliche Bevölkerung mehr und mehr in die Städte verlagert?
Istanbul, das Nadelöhr für alle Überland-Asienreisende und für uns das Tor zu Europa, nähert sich mit jedem gefahrenen Kilometer und wir können es kaum glauben, als wir Mittwochs am späteren Nachmittag tatsächlich die Bosphorus-Brücke überqueren und somit offiziell wieder europäischen Boden unter die Räder und Füsse nehmen. In der Strasse eingebogen, wo wir ein kleines Appartement bewohnen werden, entdecken wir zwei Transalp-Motorräder. Nach so vielen Begegnungen mit Langzeit-Reisenden in den letzten Wochen, erstaunt es uns nicht, dass die zwei Italiener ebenfalls um die Welt wollen.
Nach der ersten Nacht auf europäischem Boden wachen wir auf und hören – Regen. Wir lachen herzlich: in den letzten 10 Monaten lassen sich die Regenschauer an einer Hand abzählen und einen richtigen Regentag glauben wir, nie erlebt zu haben. Willkommen zurück auf dem Boden der Realität!
In Istanbul schliessen wir nicht nur mental mit dem dritten Teil unserer Reise ab, sondern machen uns auch bereit für die letzte Strecke durch Osteuropa. Auch die Transalp braucht noch etwas Pflege, um den Rest problemlos bewältigen zu können. So bekommt sie an einem Morgen neue Reifen, eine neue Kette, neues Öl und neue Radlager. Dank den Ersatzteilen, die wir aus der Schweiz bestellt haben, können wir auch zwei kleine Schäden beheben. Herzlichen Dank an das Fegbli-Team im Breitenrain Bern für das Sponsoring dieser Teile!
Istanbul ist eine äusserst sehenswerte Stadt. Eindrucksvolle, geschichtsträchtige Bauten, der Bazaar in dem es zu und her geht wie in einem Bienenstock, viel Wasser auf dem es sich gemütlich Bootfahren lässt, kleine feine Cafés - eine Stadt voll Charakter, in der man wohl nie genug Zeit verbringen könnte. Von den Protesten der letzten Wochen spüren wir nicht viel, obwohl wir direkt beim Taksim Platz wohnen, nur einmal hören wir eine spontane Kundgebung. Einzig aus der Zeitung haben wir von weiteren Ausschreitungen erfahren. Die Polizei markiert Präsenz, doch sind die gelangweilt herumstehenden Polizisten, die gepanzerten Fahrzeuge und die eindrücklich grossen Polizeibusse die meiste Zeit eher Touristenattraktion als etwas anderes.
From Cappadocia, a two-day trip takes us to Istanbul and thus back to Europe. There, we prepare for the last part of our trip and enjoy the big city life.
As in every country visited so far, trips through the hinterland are also extremely worthwhile in Turkey. Our camping spot on Tuesday is one of the places we will long for in winter time in Switzerland: After driving through a narrow valley we reach the summit, from which we can enjoy a fantastic view, on the hill next to us, a herd of animals bleat, every now and then a cool gust drives through the trees, otherwise it is quiet. The fresh bread and fruit that we bought from the farmer beforehand taste even better outside. Soon it gets really cold and we retreat into the tent, where the setting sun says goodbye with dancing shadows.
In the morning our way leads us through an area which clearly shows us the effects of rural exodus. We drive through intensely aromatic smelling pine forests, in which the cold of the night still hangs, wonderful babbling brooks wind through the landscape. What a rough beauty! But this also results in harsh living conditions: in winter it is bitterly cold here, the simple wooden houses are poorly or not at all insulated, people have moved away. Sad window eyes look nostalgically into the distance from the orphaned houses, from time to time a soft wind moves a door or a gate with an almost inaudible creak. Only a few houses show signs that someone still lives here. A satellite dish, a rusted car, some cackling chicken. It's the old ones who stayed behind. They drive the cows into the fields, sit with the flock of sheep or at the roadside. Their faces tell stories of better times, and in their eyes we read the sadness that at the end of their days there will be no one to continue their life's work. What will happen to all the farms, the animals, when the rural population moves more and more to the cities?
Istanbul, the bottleneck for all overland travelers to Asia and for us the gateway to Europe, is approaching with every kilometer driven and we can hardly believe it when we actually cross the Bosphorus Bridge on Wednesdays in the late afternoon and are thus officially again onr European soil. Turning into the street where we will live in a small apartment, we discover two Transalp motorbikes. After so many encounters with long-term travelers in the past few weeks, we are not surprised that the two Italians also want to travel around the world.
After the first night on European soil, we wake up and hear - rain. We laugh out loud: in the last 10 months the rain showers can be counted on one hand and we believe we have never experienced a real rainy day. Welcome back to European reality!
In Istanbul we do not only end the third part of our trip, but also get ready for the last stretch through Eastern Europe, part four of our trip. The Transalp also needs some maintenance in order to be able to cope with the rest without any problems. In one morning we install new tires, a new chain, new oil and new wheel bearings. Thanks to the spare parts that we ordered from Switzerland, we can also repair two small damages. Many thanks to the Fegbli team in Breitenrain Bern for sponsoring these parts!
Istanbul is a city worth exploring. Impressive buildings steeped in history, the bazaar in which it goes to and fro like in a beehive, lots of water on which you can comfortably go boating, small cafes - a city full of character, in which you could never spend enough time. We don't feel much of the protests that have been taking place here during the last few weeks, although we live right next to Taksim Square, we only hear a spontaneous rally once. We only learned of further riots from the newspaper. The police mark their presence, but the bored policemen, the armored vehicles and the impressively large police buses are most of the time more tourist attractions than anything else.