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06.08.2013

Rückblick Orient

Rückblick Josephine

Bei der Planung unserer Reise vor gut einem Jahr schienen mir die Länder des Orients am fremdesten, am unberechenbarsten. Man hört wenig Touristisches von dieser Region (wer geht schon in den Iran oder den Oman in die Ferien?) und die Medien beschränken sich meist auf negative Schlagzeilen. Insbesondere als Frau stellte ich es mir schwierig vor, in dieser Region frei reisen zu können. Ich war froh, zuerst Südostasien zu besuchen, eine sehr einfache Region zum Reisen, gut erschlossen. Auch China war mir bereits vertraut von meinem ersten Aufenthalt. Der indische Subkontinent als unser zweiter Teil forderte uns heraus, stärkte aber auch unsere Selbständigkeit im Reisen, unsere Unabhängigkeit. Und der Orient? Überraschenderweise fühlte ich mich in diesen Ländern heimischer als je erwartet. Denke ich heute an die vergangenen knapp drei Monate, füllt mich eine grosse Freude. Rückblickend sehe ich verschiedene Dinge, die dazu beigetragen haben, dass ich mir weniger fremd als z.B. in Indien vorkam.

Mit grosser Dankbarkeit denke ich an die Familie im Hinterland des Irans zurück, die uns in ihr Zuhause eingeladen hat.

Wir sind nicht Fremde, wir sind Familie. In vielen touristisch gut erschlossenen Ländern grenzt sich die Bevölkerung eher von den Touristen ab. Zwar ist Neugier da, man wird gefragt, woher man kommt, wohin man geht, doch selten nimmt man wirklich Teil am täglichen Leben der Bevölkerung, so sehr man sich auch bemüht. Im Iran haben wir dies anders erlebt. Vielleicht liegt es an der häufig einseitigen Berichterstattung über den Iran im Westen, dass es den Iranern umso wichtiger ist, uns Reisenden ihr wirkliches Leben zu zeigen? Mit grosser Dankbarkeit denke ich an die Familie im Hinterland des Irans zurück, die uns in ihr Zuhause eingeladen hat. Es hat mich zutiefst geehrt, von der Tante, die in ihrem Leben nur erst gerade 3 AusländerInnen gesehen hat, zum Abschied drei dicke Schmatzer auf die Wange zu erhalten und mit ihrem von Herzen gesprochenen Segen davonzuziehen. Auch durch unsere Couchsurfing Erfahrungen in Dubai und im Oman haben wir neue Familie gewonnen und viel über Gastfreundschaft gelernt.

Der Hijab als Gemeinsamkeit. Es kommt mir selber komisch vor, das zu schreiben, doch der Hijab (Kopftuch) hat für mich viel dazu beigetragen, dass ich mich wohlgefühlt habe. Unter iranischen Frauen besteht eine grosse Verbundenheit, die auch ich spüren durfte. Die staatliche Verordnung des Hijabs wird von Frauen und Männern gleichsam stark kritisiert, doch viele würden es wohl als ihr kleinstes Problem bezeichnen. Unter den Kopftüchern stecken starke, selbstbewusste Frauen, die sich gesellschaftlich und politisch engagieren wollen, die für Bildung und Rechte kämpfen. Die iranischen Frauen sind mitunter die selbstsichersten Frauen, die wir auf unserer Reise getroffen haben. Einige von ihnen kennenzulernen war eine grosse Inspiration für mich.

Festland unter den Füssen. Nach unserer erfolgreichen Einreise in den Iran fiel ein schwerer Stein von meinem Herzen. Das Wissen, nun nicht mehr durch grössere Wassermassen von unserem Ziel getrennt zu sein, die eine Verschiffung erfordern würden, war eine Erleichterung und führte schon automatisch dazu, dass ich mich heimischer fühlte. Felder, Wiesen und Kirschen. Aprikosen, Pfirsiche, Äpfel, Rosmarin und Basilikum – Gerüche und Geschmäcker tragen viel dazu bei, heimatliche Gefühle hervorzurufen. Die erste Kirsche nach einem Jahr Mango und Ananas war eine olfaktorische Sensation und der erste Schritt barfuss im saftigen Gras nach monatelanger Wüste ein Schritt wie auf Wolken.

Während unserer Reise hat mein Begriff von Heimat an Weite gewonnen. Heimat ist dort, wo mein Herz zur Ruhe kommen kann – und das tut es, auch im Orient.

Rückblick Simon

Durch eine felsige Einöde zu fahren und plötzlich ganz unverhofft auf einen Fluss oder ein mit Wasser gefülltes Wadi zu treffen ist das höchste aller Gefühle und die Überraschung jedes Mal gross.

Dieser Abschnitt unserer Reise hat mich besonders stark begeistert. Die Wüste ist für mich eine Region zum Denken, zum Träumen, zum Verweilen. Die Einsamkeit, die Weite und die Hitze haben für mich einen ganz besonderen Charme. Und dann das Wasser. In der Schweiz wissen wir nicht was wir für einen Überfluss haben. Durch eine felsige Einöde zu fahren und plötzlich ganz unverhofft auf einen Fluss oder ein mit Wasser gefülltes Wadi zu treffen ist das höchste aller Gefühle und die Überraschung jedes Mal gross.

Die Unterschiede zwischen den Ländern der Region sind gross. Die Arabische Emirate, wo das Geld aus dem Sand sprudelt mit Dubai die Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten - für alle die Geld haben - ist für mich der Inbegriff von sinnloser Verschwendung. Der nahtlose Übergang von Indien in diese verrückte Stadt verstärkte den Kontrast wohl noch zusätzlich. Ein Wirtschaftssystem, das an die Kolonialzeit erinnert, mit der dazugehörigen bewussten schamlosen Ausnutzung der billigen Arbeitskräften aus der sogenannten dritten Welt während die Emeratis immer dicker, reicher und fauler werden erregt Abscheu in mir. Dies gesagt wird mir auch die Scheinheiligkeit dieser Aussage bewusst: Auch wir haben profitiert vom System. Eine bequeme Zwischenstation zwischen Indien und dem Iran und der auf westlichem Niveau liegender Lebensstandard habe auch ich genossen. In der smarten Aufteilung zwischen Profiteuren und Verlierern des Systems liegt wohl auch die Funktionsfähigkeit dessen.

Dass wir zwei Anläufe gebraucht haben, um in den Iran einzureisen, hat uns den glücklichen Umstand beschert, den Oman auch noch zu bereisen. Der Iran ist schon seit ganz zu Beginn der Planung eines der obersten Reiseziele. Alle, die wir getroffen haben und bereits dieses Land bereist haben, haben uns bestätigt, dass das in den Medien gezeichnete Bild ein Vorurteil ist, das seines gleichen sucht. Die Gastfreundschaft, die Offenheit, die historische und kulturelle Vielfalt, die schönen Städte und nicht zuletzt die vielfältige und weitgehend intakte Natur lassen dieses Land ganz hoch stehen in der Favoritenliste.

Mit der Überquerung des Bosporus in Istanbul verlassen wir den Kontinent Asien. Hoffentlich auf ein baldiges Wiedersehen!

Looking back...on the Orient

Josephine looks back

When planning our trip a good year ago, the countries of the Orient seemed to me the most foreign, the most unpredictable. You don't hear much about tourism in this region (who goes on vacation to Iran or Oman?) And the media are mostly limited to negative headlines. As a woman in particular, I thought it would be difficult to travel freely in this region. I was happy to visit Southeast Asia first, a very easy region to travel to, well developed. China was also familiar to me from my first stay. The Indian subcontinent as our second part challenged us, but also strengthened our independence in travel. And the Orient? Surprisingly, I felt more at home in these countries than I ever expected. When I think about the past three months, I feel very happy. Looking back, I see various things that have contributed to my being less stranger than e.g. occurred in India.

With great gratitude I remember the family in the hinterland of Iran who invited us to stay in their home.

We are not strangers, we are family. In many countries that are well developed for tourism, the population tends to separate itself from tourists. Although there is curiosity, and people ask where you come from and where you are going, but rarely do you really take part in the daily life of the population, no matter how hard you try. We experienced this differently in Iran. Perhaps it is because of the often one-sided reporting on Iran in the West that it is all the more important for the Iranians to show us travelers their real life? With great gratitude I remember the family in the hinterland of Iran who invited us to stay in their home. I was deeply honored to receive three big smackers on the cheek from my aunt, who has only just seen 3 foreigners in her life, and to leave with her heartfelt blessing. Through our couchsurfing experiences in Dubai and Oman, we have extended our family and learned a lot about hospitality.

The hijab as a common feature. It seems strange to me to write that, but the hijab (headscarf) has done a lot to make me feel good. There is a great bond among Iranian women, which I was also able to feel. The state regulation of the hijab is strongly criticized by women and men alike, but many would call it their smallest problem. Under the headscarves are strong, self-confident women who want to get involved in society and politics, who fight for education and rights. Iranian women are some of the most confident women we have met on our trip. Getting to know some of them was a huge inspiration for me.

Mainland under your feet. After our successful entry into Iran a heavy stone fell from my heart. The knowledge that we were no longer separated from our destination by large amounts of water that would require shipping was a relief and automatically made us feel more at home. Fields, meadows and cherries. Apricots, peaches, apples, rosemary and basil - smells and tastes go a long way towards evoking feelings of home. The first cherry after a year of mango and pineapple was an olfactory sensation and the first step barefoot in the lush grass after months of desert was like walking on clouds.

During our trip, my concept of home grew wider. Home is where my heart can rest - and it turns out, that it does that in the Orient too.

Simon looks back

Driving through a rocky wasteland and suddenly unexpectedly encountering a river or a water-filled wadi is the highest of all emotions and a wonderful surprise every time it happens.

I was particularly impressed by this section of our journey. For me, the desert is a region to think, to dream, to linger. The loneliness, the space and the heat have a very special charm for me. And then the water. In Switzerland we don't know what kind of privilege water is. Driving through a rocky wasteland and suddenly unexpectedly encountering a river or a water-filled wadi is the highest of all emotions and a wonderful surprise every time it happens.

The differences between the countries in the region are great. The United Arab Emirates, where money gushes out of the sand, with Dubai, the city of unlimited possibilities - for everyone who has money - is for me the epitome of senseless waste. The seamless transition from India to this crazy city probably added to the contrast. An economic system that is reminiscent of the colonial times, with the associated conscious shameless exploitation of the cheap labor from the so-called third world while a few Emiratis are getting thicker, richer and lazy arouses my disgust. Having said this, I am also aware of the hypocrisy of this statement: We too have benefited from the system. I also enjoyed a comfortable stopover between India and Iran and the Western standard of living. The functionality of the system probably lies in the smart division between the winners and the losers of the system.

The fact that we needed two attempts to enter Iran made us fortunate enough to travel to Oman as well. Iran has been one of the top travel destinations since the very beginning of planning. Everyone we have met and who have already toured this country has confirmed to us that the image painted in the media is a prejudice that is second to none. The hospitality, the openness, the historical and cultural diversity, the beautiful cities and, last but not least, the diverse and largely intact nature make this country very high in the list of favorites.

With the crossing of the Bosporus in Istanbul we leave the continent of Asia. Hope to see you again soon!

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